Darum gehts
- Nachfrage nach Schutzunterkünften für Menschenhandelsopfer stark gestiegen
- Komplexität der Fälle nimmt zu, viele Betroffene sind traumatisiert
- 208 Opfer beraten, 159 sexuell ausgebeutet, 42 von Arbeitsausbeutung betroffen
Die Nachfrage nach Schutzunterkünften für Opfer von Menschenhandel hat im vergangenen Jahr stark zugenommen. Die Fachstelle Menschenhandel und Frauenmigration (FIZ) brachte 51 Personen in sicheren Wohnungen unter. Diese verbrachten dort zusammengerechnet 5677 Nächte.
Dies entspreche einer Zunahme um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilte die Organisation am Montag mit. Um den gewachsenen Bedarf zu stemmen, habe man 2024 eine weitere Schutzwohnung eröffnet, die insgesamt achte.
Auch die Komplexität der Fälle nehme zu, hiess es in der Medienmitteilung. Dies unter anderem, weil viele Betroffene traumatisiert seien oder an Suchterkrankungen litten – unter anderem, weil sie von ihren Peinigern zum Konsum von Rauschmitteln gezwungen worden seien. Zudem dauerten Verfahren oft lange, und die zuständigen Stellen bei Polizeien und Staatsanwaltschaften seien stark ausgelastet.
Im Rahmen des Opferschutzprogrammes beriet die Fachstelle den Angaben zufolge 208 Opfer von Menschenhandel und führte bei 59 weiteren Personen Erstberatungen oder Abklärungen durch.
Sexuelle Ausbeutung als Hauptproblem
Eine grosse Rolle spielt nach wie vor Ausbeutung im Zusammenhang mit dem Sexgewerbe. 159 der beratenen Personen wurden laut Communiqué sexuell ausgebeutet, 42 waren von Arbeitsausbeutung in verschiedenen Branchen betroffen.
Rund 80 Prozent der Betroffenen (166 Personen) waren gemäss FIZ Frauen. Je nach Bereich sei die Geschlechterverteilung allerdings sehr unterschiedlich, hielt die Fachstelle fest: Während im Bereich der sexuellen Ausbeutung rund 85 Prozent der Betroffenen Frauen waren, lag bei den Fällen von Ausbeutung in der Gastronomie der Frauenanteil bei rund 50 Prozent.
Die Opfer kamen aus insgesamt 36 Herkunftsländern. Die häufigsten Herkunftsländer waren gemäss Mitteilung Ungarn, Rumänien, Kolumbien, Thailand, die Demokratische Republik Kongo und Brasilien.