5 Erkenntnisse zum Wahlbarometer
SVP ist so stark wie noch nie – Linke und Grünliberale verlieren

Das neue Wahlbarometer zeigt: Die Schweizer Wählerinnen und Wähler rücken weiter nach rechts. In allen Lagern gilt zudem die Prämienbelastung als grösste politische Herausforderung. Blick präsentiert die wichtigsten Erkenntnisse.
Publiziert: 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 18:41 Uhr
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Albert Rösti (SVP) kann gut lachen: Seine Partei erreicht laut Sotomo-Wahlbarometer so viele Menschen wie noch nie. Zugleich ist der Verkehrsminister beliebtester Bundesrat.
Foto: Keystone
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Deutlich rechter und weniger grün: So haben sich die politischen Vorlieben des Schweizer Stimmvolks im Vergleich zu den vergangenen nationalen Wahlen vor einem Jahr verändert. Würde heute gewählt, freute dies insbesondere die SVP: Ihr Wähleranteil würde gar das Rekordergebnis der Wahlen vor neun Jahren übertreffen.

Das Meinungsforschungsinstitut Sotomo von Politgeograf Michael Herrmann (53) hat für diese Erkenntnis zwischen dem 28. Oktober und dem 11. November 2024 insgesamt 4467 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz befragt.

Im «Wahlbarometer Extra» geht es neben den Parteivorlieben unter anderem auch um die grössten Ärgernisse sowie Herausforderungen der Schweizer Politik. Und darum, welcher Bundesrat sich nach dem Rücktritt von Alain Berset (52, SP) neu als Liebling der Nation feiern darf.

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Die SVP gewinnt, die GLP ist grosse Verliererin

29,9 Prozent! So viele Wählerinnen und Wähler konnte die SVP noch nie an den nationalen Wahlen für sich gewinnen. Müssten die Leute heute wieder an die Urne, gewänne sie sogar als einzige Partei überhaupt an Boden. SP und Grüne verlieren dagegen um je 0,5 Prozentpunkte. Am stärksten trifft es die Grünliberalen: Sie sacken gleich um einen ganzen Prozentpunkt ab – von 7,6 auf 6,6 Prozent.

Die Entwicklung entspreche einem europäischen Trend und einer konservativen Grundstimmung, bilanzieren die Autoren. Doch dank der Schweizer Abstimmungsdemokratie könnten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger punktuell auch Gegensteuer geben – so wie etwa im November beim Autobahn-Ausbau und den Mietrechtsvorlagen.

Anders als die SVP kann die FDP – trotz ihrer pointiert bürgerlichen Ausrichtung – vom Rechtsruck nicht profitieren: Sie verbleibt wie die Mitte auf dem Wähleranteil von letztem Jahr.

2

Alle zittern vor den Prämien – und kaum mehr jemand vor dem Klimawandel

Die Prämienbelastung ist die aktuell grösste politische Herausforderung. Und zwar über alle Parteien verteilt. Gleichzeitig zeigen sich die Befragten bei keinem anderen Thema so enttäuscht von ihrer eigenen Partei.

Deutlich polarisierter geht es weiter unten zu und her: Die Zuwanderung sowie Asylpolitik beschäftigen vor allem das rechte Lager. Handkehrum zeigen sich aber auch Linke bei den beiden Themen eher unzufrieden mit ihrer Partei.

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Der Klimawandel befindet sich derweil im freien Fall. Nur noch rund ein Viertel nennt ihn als eine der drei grössten Herausforderungen. Vor zwei Jahren waren es noch 43 Prozent. Besonders in rechten Kreisen bleibt das Thema bedeutungslos. 

Dennoch reicht es dem Klima für den vierten Platz. Das hat vor allem mit dem hohen – und naheliegenden – Zuspruch bei Grünen und Grünliberalen zu tun. Die beiden Lager haben zugleich am wenigsten an ihren Parteien auszusetzen: Je ein Drittel scheint mit dem eingeschlagenen Kurs vollends zufrieden.

3

Boni ärgern die Frauen, «Wokeness» nervt die Männer

Managerlöhne und Boni-Exzesse oder doch «Wokeness» und die Gender-Debatte? Die beiden Themenkomplexe kämpfen um den Spitzenplatz als grösste Ärgernisse. Die jeweilige Entrüstung teilt sich dabei nicht nur in links und rechts auf, sondern auch nach Geschlecht. Während Frauen sich deutlich mehr über linke Themen wie überrissene Abgeltungen aufregen, hadern die Männer öfters mit rechten Aufregern wie etwa dem Gendern.

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Auch Lobbyismus, Asylmissbrauch und die zunehmende Polarisierung der Schweiz spielen oben mit. Dagegen verliert der Hass auf Klimaaktivisten zusammen mit der schwindenden Relevanz des Klimawandels an Boden.

4

FDP-Burkart machts am besten – SVP-Dettling wenig fassbar

Lisa Mazzone (36) kann nach dem Autobahn-Nein gleich nochmals jubeln: Die neue Präsidentin der Grünen geniesst bei ihrer Parteibasis bereits im ersten Amtsjahr ein hohes Ansehen. Nur Wählerinnen und Wähler der FDP und Mitte bescheinigen ihren Parteipräsidenten, Thierry Burkart (49) und Gerhard Pfister (62), einen noch positiveren Einfluss auf das Abschneiden ihrer Partei.

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SVP-Präsident Marcel Dettling (43) scheint seiner Basis dagegen noch nicht so wirklich fassbar. Über ein Viertel gibt an, seinen Einfluss in der Partei nicht beurteilen zu können. Weitere 22 Prozent beurteilen Dettling weder positiv noch negativ. Dies zeige eindrücklich, wie bei der SVP die Themen viel wichtiger seien als die Köpfe, bilanziert Sotomo.

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Verkehrsminister Albert Rösti ist spitze

Von zuoberst lacht ein Verlierer: Verkehrsminister Albert Rösti (57) gilt laut der Umfrage im Bundesrat als einflussreicher Sympathieträger – trotz kürzlicher Autobahn-Schlappe. Das hat einen einfachen Grund: Der Abstimmungssonntag kam erst nach der Erhebung. Es kann also nur spekuliert werden, ob und inwiefern die Niederlage Ende November am Image des SVP-Magistraten gerüttelt hat.

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Die beiden SP-Regierungsmitglieder, Justizminister Beat Jans (60) und Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider (60), liegen punkto Einfluss auf den letzten beiden Plätzen. Sie verpassen es laut Studie bisher, in die Fussstapfen von Alain Berset und Simonetta Sommaruga (64) zu treten. Dafür ist Finanzministerin Karin Keller-Sutter (60) Rösti dicht auf den Fersen. Bei der Beliebtheit muss die Freisinnige jedoch mit dem drittletzten Platz vorliebnehmen. Immerhin liegt sie noch vor Baume-Schneider sowie Parteikollege und Aussenminister Ignazio Cassis (63).

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