Der Bundesrat hat erstmals ein Ziel für die Integration der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in den Arbeitsmarkt definiert: 40 Prozent der erwerbsfähigen Frauen und Männer mit Status S sollen bis Ende 2024 einer Arbeit nachgehen. Heute haben erst 20 Prozent von ihnen einen Job.
Asylministerin Elisabeth Baume-Schneider (59) will darum bis im April zusammen mit dem Wirtschaftsdepartement von Guy Parmelin (63) konkrete Massnahmen ausarbeiten, die mehr Ukrainerinnen und Ukrainern eine Arbeitsstelle beschaffen sollen.
Künftig will Baume-Schneider verbindlichere Vorgaben für die Kantone haben: Diese müssen für alle ukrainischen Flüchtlinge Sprachförderungskurse anbieten. Auch sollen sie das Potenzial im Einzelfall abklären. Offenbar engagieren sich die Kantone bisher unterschiedlich stark.
Es hapert bei der Kinderbetreuung
Für die Integration sind die Kantone zuständig. Sie erhalten dafür vom Bund 3000 Franken pro Person und Jahr.
«Die Kenntnisse der Landessprache sind sehr wichtig für die Arbeitsmarktintegration. Die Gelder vom Bund reichen aber oftmals nicht aus, um die Ukrainerinnen auf ein Niveau zu bringen, mit welchem sie arbeiten können», sagt Adrian Wüthrich (43), Präsident Travail Suisse.
Zudem erschwere eine fehlende Kinderbetreuung, dass sich mit ihren Kindern geflüchtete Ukrainerinnen eine Stelle annehmen könnten, so Wüthrich weiter. Dort brauche es ein verstärktes Engagement.
Zug interviewt alle
Als Vorzeigekanton hat sich im vergangenen Jahr der Kanton Zug hervorgetan. Dort hat man daher auch keine Befürchtung, die Anforderungen des Bundesrates im kommenden Jahr erfüllen zu können. Schon heute arbeiten dort 32 Prozent der gemeldeten Personen mit Schutzstatus S. «Der Kanton Zug führt mit allen Personen direkt nach der Einreise individuelle Potenzialabklärungen durch», sagt Jeannine Lütolf, Sprecherin der Direktion des Innern des Kantons Zug.
Daraus ergeben sich individuelle Fördermassnahmen, wie zum Beispiel vom Kanton organisierte Sprachkurse oder ein Job-Coaching. Weil es aber in Zug viele internationale Firmen gebe, seien wohl auch mehr Jobs für Personen mit Englischkenntnissen verfügbar, sagt Lütolf. Zentral sei zusätzlich auch die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.