Wladimir Putin (71) spricht nicht gerne über seine Immobilien. Doch dank der Arbeit von russischen Investigativ-Journalisten und dem Team von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny (47) konnte die Öffentlichkeit dennoch mehr über die geheimen Paläste des Präsidenten in Russland erfahren.
Jetzt sorgt ein weiteres Anwesen für Schlagzeilen. Im Gegensatz zu den Residenzen in Waldaj oder Gelendschik gehört dieses nicht Putin persönlich, steht jedoch in Verbindung mit der russischen Regierung.
Die Rede ist von einer Villa im Herzen von Sussex im Süden von England. Trotz der 50 Zimmer und dem weitläufigen Garten war die russische Diplomaten-Villa in der britischen Grafschaft bisher nahezu unbekannt. Zahlreiche Anwohner schienen keine Ahnung zu haben, dass sich unweit ihres Zuhauses zwischen Flimwell und Hawkhurst ein imposanter Russland-Palast befindet.
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Seit jedoch bekannt ist, dass es sich bei dem Haus um eine Aussenstelle der russischen Botschaft in London handelt, ist der Palast zum Ziel für Demonstranten geworden. Das berichtet die britische «Daily Mail».
Palast wurde zum Brennpunkt der «realen Opposition»
So hätten unter anderem über die russische Invasion empörte Anwohner pro-ukrainische Graffiti an den Eingang gesprüht und die ukrainische Flagge vor dem Gebäude gehisst.
Bei einer der Aktivisten handelt es sich um die Schriftstellerin und Journalistin Rebecca de Saintonge (78). Ihr zufolge ist das Gebäude zu einem Brennpunkt der «sehr realen Opposition» gegen die russische Invasion der Ukraine geworden.
Nach ihrem Protest hätten ihr zwei Polizisten einen Besuch abgestattet. «Ich glaube, sie waren um die Sicherheit des älteren russischen Ehepaars besorgt, das das Haus verwaltet», so de Saintonge. Um die Situation zu entschärfen, hätten sie schliesslich die Fahnen weggenommen.
Lord schenkte das Anwesen einst der Sowjetunion
Neben den Demonstranten zeigen sich auch andere Anwohner über die Villa, die sich seit 1946 im Besitz der russischen Regierung befindet, besorgt: «Ich finde es ziemlich seltsam, dass die russische Regierung hier im Herzen von Kent ein Gebäude hat», sagt Lindsay Barrow, die in dem Dorf ein Blumengeschäft betreibt, zur Zeitung.
Doch wie kommt es, dass die russische Regierung ein Anwesen inmitten der britischen Grafschaft besitzt? Wie es im Bericht heisst, wurde die Villa aus dem 19. Jahrhundert der sowjetischen Regierung nach dem Zweiten Weltkrieg von dem englischen Lord George Gushen als Geschenk übergeben. Der Lord tätigte die grosszügige Geste, da die Sowjetunion seinem Sohn das Leben gerettet hatte.
Behauptungen zufolge dient die weitläufige Villa heute als Landsitz des russischen Botschafters Andrej Kelin (66). Werde das Anwesen nicht für diplomatische Zwecke genutzt, werde es von einem älteren russischen Ehepaar betreut und verwaltet. (dzc)