Ja, es ist tragisch, dass Menschen, die nichts haben ausser der Aussicht, ermordet zu werden oder zu verhungern, hierherkommen und wiederum schreckliche Bedingungen vorfinden. Auch in der Schweiz gibt es, wie im neuen Hannoveraner «Tatort», Sans-Papiers, Menschen, die in ständiger Angst davor leben, entdeckt und abgeschoben zu werden, die sich mit illegaler Schwarzarbeit durchschlagen müssen und die deshalb ein gefundenes Fressen für menschenverachtende Ausbeuter mit dunklen Seelen sind – sei es nun in der Prostitution, als sklavenähnliche Hausangestellte oder in diversen anderen Gewerben. Alles schrecklich.
Nur macht Schreckliches, das eine Entsprechung in der Realität findet, noch keine spannende Folge. Ein dunkelhäutiger Teenager liegt tot in einem Lastwagen. Falke und Grosz vermuten, einem Schleppernetzwerk auf der Spur zu sein. Kurz darauf überwindet sich ein Mann ohne Papiere, bei der Polizei vorstellig zu werden: Er vermisst seinen Sohn. Der ist nicht der aufgefundene Tote – doch der Mann gibt vor, den Toten gekannt zu haben. Er habe am gleichen Ort gearbeitet wie sein vermisster Sohn – schwarz.
Die Welt ist schlecht, wir wissens schon
Falke und Grosz tappen daraufhin in der Schattenwirtschaft Hannovers sehr, sehr lange im Dunkeln herum. Und die verzweifelten Eltern des vermissten Jungen bleiben trotz vordergründigem Drama seltsam blass. Und so liegt die Qualität dieser Folge vielleicht hauptsächlich im pädagogischen Bereich: Um uns ins Gedächtnis zu rufen, dass auch bei uns so einiges im Argen liegt. Aber das wissen wir ja eigentlich schon.
«Tatort»: «Verborgen», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf