«Donut» heisst anscheinend in der Autotuner-Szene – Sie wissen schon, diese Jungs aus Vororten, deren Lebensinhalt ihre manipulierten Autos sind, die bei über-rasanten Fahrten durch Innenstädte besonders über-nervig knattern und dröhnen – in dieser besagten Autotuner-Szene bezeichnet «Donut» also den dicken, schwarzen, kreisförmigen Bremsstreifen, der entsteht, wenn man mit dem Auto nachts auf leeren Parkplätzen überschnelle Kreise mit rauchenden Reifen dreht. Um den zufälligen Menschen, die am nächsten Tag dort parken, zu zeigen, dass da nachts also schon ein richtig krasser Siebensiech am Werk war. Imfall. Nun, jedem Tierchen sein Pläsierchen, jedem seine kleine Heimat.
Haltlos und rasend schnell in den Abgrund
Um Heimat geht es denn eigentlich auch in der heutigen «Tatort»-Folge aus Bremerhaven respektive um Heimatlosigkeit und in welche Abgründe sie einen treiben kann. Die junge Marie (grossartig gespielt von Luisa Böse) wächst in nicht idealen Zuständen auf (ebenfalls grandios: ihre zerfledderte, unfähige, alleinerziehende Mutter, gespielt von Angelika Richter). Und weil sie ihre frühe Jugend hauptsächlich auf einem Go-Kart-Platz verbracht hat, kann sie im Leben eigentlich nur eines richtig, richtig gut: fahren. Schnell, riskant und höchst kontrolliert. Kein Wunder findet sie in der Autotuner-Szene ihre Heimat. Und kein Wunder geht das alles so richtig, richtig schief. Da kann nicht mal Kommissarin Moormann (Jasna Fritzi Bauer) die Dinge zum Guten wenden – die in besonderer Verbindung zu diesem Mädchen steht.
Fazit: Was mit einigen Längen beginnt, steigert sich zu einem beklemmenden psychologischen Porträt eines Menschen, der verzweifelt strampelt, um freizukommen – und sich doch immer stärker verstrickt.
«Tatort»: «Donuts», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Viereinhalb von fünf