Ich hab schon oft darüber geschrieben: Dass eine Person einfach «böse» ist und Drehbuchschreiber diese Tatsache als Motiv für schreckliche Taten heranziehen, ist einfach intellektuell faul. Natürlich gibt es in der Bevölkerung einige Psychopathen (ca. vier Prozent), von denen aber längst nicht alle kriminell werden. Aber es ist doch als Zuschauer einfach viel interessanter, der Motivation einer schrecklichen Tat auf den Grund zu kommen und sie bei aller Abscheu auch irgendwie verstehen zu können. Im heutigen «Polizeiruf 110» ist nichts von solcher Komplexität zu finden.
Und dann geht es erst noch um ein spurlos verschwundenes Heimkind, den titelgebenden zehnjährigen Ronny, der ohne Jacke im Winter unterwegs ist. Auch darüber, dass solche Geschichten als Mutter fast nicht auszuhalten sind, hab ich schon oft geschrieben – so oft, dass mein Chef gemeint hat, die Platte springe bei mir an diese Stelle. Drum mach ich's kurz: unerfreuliche Geschichte, nicht existierendes Motiv … ach.
Einer, von dem man wohl noch viel sehen wird: Valentin Oppermann
Was die Folge aber rettet, sind die Schauspieler. So etwa Nachwuchstalent Valentin Oppermann als unfreundlicher, desinteressierter Teenager Gordon, den man nur schütteln möchte. Oder Ceci Chuh, die die unfähige, traumatisierte, aber dennoch liebende Mutter des verschwundenen Jungen spielt. Wie sie zwischen den Ansprüchen eines nicht besonders netten neuen Lebenspartners, dem Liebesbedürfnis ihres Sohns und denen des Jugendamts aufgerieben und komplett handlungsunfähig wird, ist eine mehr als solide schauspielerische Leistung.
«Polizeiruf 110»: «Ronny», ARD, 20.15 Uhr
Wertung: Drei von fünf