Diversitätsthemen sind hier, um zu bleiben. Und es ist ja eigentlich auch eine gute Sache, wenn es Sensibilisierungskampagnen gibt und wenn Menschen dafür verantwortlich gemacht werden, diese zu entwickeln und umzusetzen. So wie im heutigen Münsteraner «Tatort» Gerichtsmedizinerin Alberich und der relativ neue Zugang Kommissar Schrader. Der sensibilisiert schon, was das Zeug hält: «Ich würde mich eher als queer bezeichnen» (denn als schwul), sagt er zu Boerne. Und der reagiert, wie langsam so viele auf die Thematik reagieren: mit einer Mischung aus achselzuckendem «Mir doch egal» und gleichzeitig leicht genervt: «Ach, jedem Tierchen sein Pläsierchen!»
Tatsächlich könnte man an diesem lapidaren Satz die ganzen «Culture Wars» aufziehen, etwa die Diskussion darum, ob solche immer zersplitterteren und genaueren Labels, die sich Teile der Gesellschaft selbst anheften, wirklich zu einer offeneren Gesellschaft führen oder nicht vielleicht doch eher zu Intoleranz. Soll doch jeder einfach, wie er will. Aber um diese Diskussion aufzufächern, ist dieser brillant geschriebene «Tatort» zu rasant: Denn es geht nicht nur um Sensibilisierung, sondern auch um handfeste Geschäftsinteressen in der virtuellen Frauenwelt.
Gender, Insta, Mami-Wahn – Männer bleiben aussen vor
So hängt eine Mami-Influencerin an einem Kabel in ihrer schwer instagrammablen Küche, und eine andere fälscht gleich ihr ganzes Mutterdasein – inklusive Kind – fürs Insta-Geschäft. Und die Männer? Die sehen recht blass aus daneben. Ausser Thiel und Boerne – die frotzeln mal wieder, was das Zeug hält und liefern so eine beiläufige, und deshalb umso treffendere Gesellschaftskritik gleich frei Haus mit.
«Tatort: Magicmom», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: 5 von 5