Wie rechts ist die Polizei? Oder, anders gefragt: Wie links ist die Politik? Und: Wie blind sind beide auf dem jeweils anderen Auge? Diese Frage stellt sich der zweiteilige Berliner «Tatort», der Kommissar Karow (Mark Waschke) eine neue Kollegin zur Seite stellt: Susanne Bonard (Corinna Harfouch), eine ehemalige Grösse des Landeskriminalamts, lehrt inzwischen an der Polizeiakademie.
Respektive lehrte: Bonard gerät mit einem Kollegen aneinander, der offen rassistische Sprache und sogar Gewalt in seinem Unterricht duldet. Vom Direktor – dessen Sohn involviert ist – wird ihr deshalb eine Frühpensionierung nahegelegt. Gleichzeitig stirbt eine ehemalige Studentin, die sich im Dunstkreis der rassistischen Studenten befand, unter dubiosen Umständen. Kurz vorher versuchte sie noch, Bonard anzurufen. Die ehemalige Dozentin zieht einen Gefallen bei der Polizeipräsidentin ein und steht so bei der Ermittlung plötzlich als neue Kollegin neben Karow. Und merkt: Ihre ehemaligen Studenten sind in etwas verstrickt, das viel weiter geht als dumme rassistische Sprüche.
Die Thematik findet unangenehmes Echo in der Aktualität
Dass rechte Netzwerke sich gerne dumpfen Neonazitums bedienen, höchst organisiert sind und versuchen, politische Macht zu erlangen, ist hinlänglich bekannt. Dass linke Politik aus ideologischen Gründen reale Probleme ignoriert, die aus der Zuwanderung entstehen, leider auch. Bei aller tiefst empfundener Abscheu vor menschenfeindlicher Rechts-Ideologie kommt dieser «Tatort» trotzdem zu einem seltsamen Zeitpunkt, zumindest für die Schweiz: Just als in Zürich linksextreme Idioten wieder mal rechts und links alles zusammenschlagen und Polizisten verprügeln – deren Budget übrigens von der links-grünen Regierung über Jahre zusammengestrichen wurde. So, liebe Linke, verwundert es nicht, dass die SVP schweizweit zulegt.
«Tatort»: «Nichts als die Wahrheit»,
Teil 1: SRF 1, 20.05 Uhr, 9.4.
Teil 2: SRF 1, 20.05 Uhr, 10.4.
Wertung: Dreieinhalb von fünf