Krimikolumne
Kein Schwein gehabt

Die Bibi und der Eisner ermitteln im Schweinestall. Was ländlich wirkt, könnte aber auf europaweite Korruption hindeuten.
Publiziert: 14.10.2023 um 18:43 Uhr
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Harald Krassnitzer (Moritz Eisner) und Adele Neuhauser (Bibi Fellner) verschlägt es in einen Saustall. Dort liegt ein Toter.
Foto: ARD Degeto/ORF/Petro Domenigg

Iikh! Vor allem am Anfang hat die Wiener «Tatort»-Folge «Bauernsterben» einen ziemlichen Ekelfaktor: Max Winkler, ein Schweinebauer, liegt tot im Schweinekoben. Von hinten erschlagen und von den Jungtieren angenagt. Ehrlich gesagt: Die Grossaufnahmen davon müssten nicht unbedingt sein. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) kämpfen denn auch erst mal gemeinsam mit den Zuschauern gegen den Würgereflex.

Was zunächst als einfacher Mord wegen betrieblicher oder ehelicher Differenzen aussieht, zieht bald grössere Kreise: Winkler war verschuldet, da er expandieren wollte. Und sich mit einer bulgarischen Futtermittel-Grossfirma überworfen hatte, die, so der Verdacht, EU-Fördergelder im grossen Stil veruntreut. Liegt darin der Grund für den Mord? Oder hat eine radikale Tierschutzorganisation ihre Finger im Spiel? 

Erst das Fressen, dann die Moral

Klar wird: Der «Tatort» zielt mitten in brandaktuelle Fragen, die uns auch in der Schweiz betreffen. Wie wird unsere Landwirtschaft gefördert und subventioniert? Und wie kann man moralisch das massive Tierleid, das unser Hunger nach Billigfleisch auslöst, und auch den Ressourcenverbrauch rechtfertigen? Und weshalb ist es uns überhaupt erlaubt, einfach so, weil wir stärker sind, eine intelligente, fühlende und leidende Spezies zu verzehren? 

Aber ganz neben den moralischen und politischen Fragen, denen diese Folge in recht intelligenter Weise und ohne erhobenen Zeigefinger nachgeht, ist der Wiener «Tatort» wie fast immer einfach eine Freude: gut geschrieben, gut gespielt, einigermassen spannend. 

«Tatort»: «Bauernsterben», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf 

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