Mobbing. Der Begriff bedeutet fertigmachen, ausgrenzen, übel mitspielen, und zwar von einer unbarmherzigen Gruppe («Mob») ausgehend gegen Schwächere gerichtet. Hochburgen dieses Mobbings: Schweizer Schulen – europaweit sind wir Spitzenreiter. Mit tragischen Folgen. So nahm sich etwa 2019 die 13-jährige Schülerin Céline aus Spreitenbach AG nach übelstem Cybermobbing das Leben. Viele andere leiden ein Leben lang.
Um herausfinden, was das mit dem Fall eines Menschen zu tun hat, der in der Strassenbahn mit unzähligen Messerstichen ermordet wird, braucht die heutige Dortmunder «Tatort»-Folge etwas Zeit. Die aber dafür mit Hintergrundgeschichten angereichert ist: Pawlak kämpft gegen seine Schwiegermutter um das Sorgerecht für seine Tochter, und der ewig auf irgendwie schmierige Art in Depressionen versteinerte Faber betrauert den Tod seiner Freundin und Kollegin Martina Bönisch.
Mobbing in Schweizer Schulen ist – auch – politisch selbst gemacht
Nichts gegen die Folge – solide gemacht, solide spannend. Wichtiger ist aber das reale Thema. Und diesbezüglich weiss ich als Ex-Lehrerin: Am wichtigsten wäre es, in der Schule präventiv zu wirken und früh einzugreifen. Dafür braucht es genügend Mittel und Lehrkräfte, die Grenzen ziehen wollen – und dürfen. Leider wirken sowohl Links- wie auch Rechtsparteien in die verkehrte Richtung: Erstere durch teilweise wirklich blauäugige pädagogische Konzepte, Letztere durch genauso blauäugigen Spardruck, der später einfach Folgekosten verursacht. Beides zusammen ist ein Giftgebräu, das unter anderem für unsere Spitzenreiterrolle beim Mobbing verantwortlich ist.
«Tatort»: «Love is pain», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf