«Züri brännt» heisst die erste Schweizer «Tatort»-Folge aus Zürich (heute 20.05 Uhr, SRF 1). Um als Zuschauer richtig Feuer zu fangen, ist die Geschichte um eine Brandleiche und einen alten Fall im städtischen Polizeikorps während der 1980er-Jugendunruhen aber zu kompliziert. Und eine stimmige Einführung der neuen Kommissarinnen fehlt. SRF-Fiktionsleiter Urs Fitze (63) nimmt Stellung.
SonntagsBlick: Es gab in der Schweiz kontroverse Kritiken zum neuen «Tatort». Wie hat eigentlich die neue Kulturchefin Susanne Wille reagiert?
Urs Fitze: Gerade beim «Tatort» gibt es immer verschiedene Meinungen. Viele Kritiker und Medien haben sich vom neuen Zürcher «Tatort» bisher sehr angetan gezeigt. Meine Vorgesetzten, mein Team und ich sind sehr zufrieden.
Die grossen deutschen Blätter besprechen die Schweizer Folgen jeweils grosszügig – doch diesmal fehlt das Interesse. Warum?
Wir haben «Züri brännt» am Zurich Film Festival vorgestellt, das Medieninteresse war sehr gross – auch in Deutschland gibt es zahlreiche Vorbesprechungen.
Die Geschichte ist verworren erzählt und sehr dialoglastig. Warum haben Sie den neuen Ermittlerinnen einen so schweren Fall aufgebürdet?
Die Exposition der neuen Ermittlerinnen, der neuen Stadt und des anspruchsvollen Falls scheint uns ausgewogen und stimmig.
Der Titel «Züri brännt» ist im Ausland unverständlich. Warum haben Sie ihn gewählt?
Ich traue dem deutschen Publikum zu, dass es «Züri brännt» versteht. «Zürich brennt» spricht sich jetzt nicht gerade völlig anders aus.
Es kommen Szenen aus Diskussionssendungen und das damals bekannte Buch «Mars» von Fritz Zorn vor. Werden die Zuschauer im Ausland mit solchen Schweizer Reminiszenzen nicht überfordert?
Mit solchen Reminiszenzen versucht man, den damaligen Zeitgeist wieder etwas aufleben zu lassen, weil er viel mit dem Fall zu tun hat. Um der Handlung des Films folgen zu können, muss man aber kein spezielles Vorwissen mitbringen.
Viviane Andereggen verkehrte früher in der linksautonomen Szene. Haben Sie sie bewusst als Regisseurin gewählt?
Wir haben Viviane Andereggen bewusst für die Regie der ersten beiden Zürcher «Tatort»-Folgen ausgewählt, weil sie uns als junge, vielversprechende Regisseurin mit ihren Arbeiten in Deutschland überzeugt hat. Wir haben uns von ihr frischen Wind erhofft – dies ist eingetroffen.
Es gibt eine Szene, in der dem früheren Polizeichef, der am Sauerstoff hängt, von einer Ermittlerin der Luftschlauch abgewürgt wird, bis er fast erstickt. Warum haben Sie diese Szene so bewilligt?
Mit dieser Szene werden die impulsive Art der Figur Tessa Ott und der Konflikt mit ihrer Partnerin Isabelle Grandjean dargestellt. Ott überschreitet hier klar eine Grenze, was auch thematisiert wird.
Wird die zweite Episode zugänglicher?
Dazu möchte ich noch nichts verraten. Sie müssen sich aber nicht lange gedulden, die Ausstrahlung von «Schoggiläbe» erfolgt voraussichtlich Anfang 2021.
Gefällt Ihnen der neue «Tatort» in allen Belangen?
Wir sind überzeugt, einen gut und zeitgemäss erzählten «Tatort» geschaffen zu haben, und hoffen, dass er auch vom Publikum gut aufgenommen wird.
Mehr zum Schweizer «Tatort»