Schon vor Wochen kündigte Roger Schawinski (74) an, in seiner drittletzten Sendung SRF-Direktorin Nathalie Wappler (52) auf den Zahn zu fühlen. Und das Gespräch hatte es derart in sich, dass der abgesetzte Talker mitten im Gespräch bei seiner Chefin nach mehr Sendezeit fragen musste. Schliesslich überzieht er fast zehn Minuten.
Schon zu Beginn gibt sich Schawinski kritisch. So fragt er Wappler, was sie journalistisch Herausragendes geleistet habe. Diese reagiert nach einer Sekunde Überlegen souverän und spricht davon, vor Jahren an der Aufdeckung der gefälschten Holocaust-Biografie von Binjamin Wilkomirski beteiligt gewesen zu sein.
Harsche Kritik
Als Schawinski dann auf den umstrittenen Standortwechsel der Berner Radiostudios nach Zürich zu sprechen kommt, wird sein Ton schärfer. Er unterstellt ihr etwa, dass ihre neue Audiostrategie erst gekommen sei, weil die Idee vom Umzug vom Ständerat abgeschmettert wurde. Zu einem Einspieler von ihr, in dem sie das bekräftig, meint er unverblümt: «Das wirkt einfach nicht glaubwürdig und souverän.» Im Nachhinein zu behauptet, es anders geplant zu haben, sei einfach, deutet der Moderator an. Wappler kontert: «Mir zu unterstellen, dass ich nicht glaubwürdig wäre… Ich habe meinen Kalender nicht dabei, aber lass und gemeinsam reinschauen.» Dann könne sie ihm beweisen, sich bereits vor der Entscheidung der Politik mit der Thematik befasst zu haben.
Lieber kritisiert Schawinski das geplante Sendestudio vom SRF. Weil die Eröffnung immer wieder verschoben wurde, vergleicht er es mit dem Berliner Flughafen. Wappler spricht vom herausforderndsten Projekt des Schweizer Radio und Fernsehens. Sie verspricht ihm: «Es wird laufen!» Und das soll schon in naher Zukunft passieren.
Wappler fordert Schawinski
Als Schawinski anspricht, dass in den letzten Jahren gleich acht bekannte Sendegesichter das SRF verlassen haben und grosse Namen wie Johannes B. Kerner (55) und Thomas Gottschalk (69) fehlen, kommt Wappler erstmals etwas aus ihrer defensiven Haltung heraus. Sie meint mit einem leichten Lächeln im Gesicht: «Aber jetzt sprechen wir von Sendegesichtern aus den 80er oder 90er Jahren.» Als Schawinski erklärt, die seien noch immer im TV zu sehen, entgegnet Wappler in Bezug auf Gottschalk: «Jetzt macht er noch einmal pro Jahr ‹Wetten, dass..?›» Daraufhin gibt ihm die SRF-Direktorin einen Crashkurs, was Persönlichkeiten in Zeiten des Internets betrifft. Schawinski scheint darauf nur wenig Lust zu haben und wechselt das Thema.
SVP als Streit-Thema
Er spricht Wapplers Entscheidung an, einen alten «Tatort» für 100'000 Franken umzuschneiden, weil er ein klischeehaftes Bild eines SVP-Parteimitglieds liefere. Im Zusammenhang mit einem alten Zitat von ihr, dass man sich als Journalist nicht am Klischee «SVP gleich Stumpenraucher» bedienen soll, wirft Schawi seiner Chefin vor, SVP-Kritik möglichst zurückhalten zu wollen. Sie meint in einem scharfen Ton: «Roger, jetzt vermischst du zwei Sachen.» Sie wolle auch bei einem «Tatort» so realitätsnah wie möglich sein und fügt an: «Es wäre egal gewesen, ob es ein SVP-Politiker war, ein Grüner oder einer von der SP.» Ein weiteres Mal fehlen Schawinski die Argumente und er wechselt das Thema.
Auch wenn Schawinski im Gespräch ein weiteres Mal bewiesen hat, nicht vor kritischen Themen zurückzuschrecken, hat er etwas nicht angesprochen: seine eigene Absetzung. Denn diese rückt immer näher. Bereits in zwei Woche wird Roger Schawinski zum letzten mal «die erste Talkshow der Woche» moderieren.
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