Ich gebe ja zu: Jedes Mal, wenn ein Schweizer «Tatort» kommt, denke ich: Ou nei! Nöd scho wieder! Auch im aktuellen Fall sind durchaus ein paar Dinge zu bemängeln: Streckenweise recht hölzerne Dialoge etwa. Oder die Tatsache, dass die eine Kommissarin die andere duzt, im Gegenzug von der Kollegin aber konsequent gesiezt wird – ohne dass dies jemals peinlich wäre oder auch nur thematisiert würde. Und: Nur weil die Schauspielerinnen auch singen oder ein bisschen rappen können, muss man das nicht krampfhaft in jeder Folge auf irgendeine Szene noch unnötig draufpappen. Peinlichkeitsfaktor, grüezi wohl. Noch ein Kritikpunkt: Sich die Pharmabranche als Bösewicht auszusuchen und mal feste draufzuhauen, ist nach der ganzen Covid-Aufregung in der Gesellschaft auch etwas gar einfach.
Story okay, Regie und Kamera cool
Dies die Mäkelpunkte – jetzt kommt das (mittel-)grosse Aber: Die Story, in der eine vermeintlich unerbittliche Spitzenanwältin tot im Wasser treibt, ein Mädchen im Rollstuhl an einer Medikamenten-Testphase teilnimmt und ihre verzweifelte Mutter das grosse Geld wittert, ist so schlecht gar nicht. Die Reputationen so einiger Spitzenforscher stehen auf der Kippe, Milliarden sollen dank eines neuen Medikaments verdient werden. Das alles funktioniert über lange Strecken recht gut: Weder errät man den Mörder noch die Motive von 100 Kilometern gegen den Wind. Und Regie und Kamera (Christine Repond und Simon Guy Fässler) sind im wahrsten Sinne des Wortes cool: In Grün und Blau gehalten wirkt Zürich ziemlich kalt und modern.
«Tatort»: «Risiken mit Nebenwirkungen», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf