Für «normale» Menschen ist es kaum vorstellbar, aber es gibt sie: Psychopathen im klassischen Sinne, die anderen hämisch schaden, über keinerlei Mitgefühl verfügen und kein schlechtes Gewissen kennen. Schmeisst man nun rasanten technologischen Fortschritt und unzulängliche Gesetze in den Mix, kann unsere Gesellschaft plötzlich ein Monster hervorbringen, wie es aktuell in der wahren Netflix-Doku «The Most Hated Man on the Internet» porträtiert ist.
Hunter Moore heisst der mittlerweile 36-jährige, mittlerweile zu einer Gefängnisstrafe verurteilte US-Schulabbrecher, der 2010 eine Webseite aufschaltet, auf der er Nacktbilder von Menschen veröffentlicht – samt ihrem echten Namen und Zugang zu deren Social-Media-Profilen. Die Bilder, so stellt sich später heraus, sind grösstenteils gehackt, und Moore, der schon bald über eine sehr grosse, genauso idiotische Frauenhasser-Anhängerzahl verfügt, ruft öffentlich dazu auf, die betroffenen Menschen, meist Frauen, zu belästigen und fertigzumachen – und kassiert dank Werbeeinnahmen mächtig ab.
Die wahre Geschichte ist stärker als die Mängel der Doku
Nun gibt es ja mit US-Dokumentationen durchaus einige Probleme. Eine künstlich aufgeblasene Überdramatisierung etwa. Dadurch ziemliche Langfädigkeit. Tränendrüsengedrücke. Passiert hier alles auch – trotzdem ist die dreiteilige Doku sehenswert. Zum einen, weil dem unerträglichen Idioten Moore und seiner lobotomisierten Ex-Freundin die kämpferische Mutter eines Opfers gegenübergestellt wird, die Moore schliesslich nach jahrelangem Kampf zu Fall bringt. Zum anderen, weil wieder mal klar wird: Man muss Parteien wählen, die sich für Netzsicherheit einsetzen.
Netflix: «The Most Hated Man on the Internet»
Wertung: Vier von fünf