Meistens gehts bei Krimis ja um den Plot – wenn eine Geschichte gut aufgebaut und spannend ist, ist das Literarische manchmal nicht ganz so wichtig. Darum lese ich so gerne englische Krimis auf Englisch – wenn's mies geschrieben ist, merk ich's ein bisschen weniger und muss mich nicht so doll über schiefe Metaphern und nervige Vergleiche ärgern wie im Deutschen. Und manchmal, ganz selten, geschieht so etwas wie ein Wunder, und man stolpert über einen Krimiautor oder eine Krimiautorin, der oder die nicht nur einen Plot hat, sondern auch richtig exquisit schreiben kann. So, dass es sogar in der Übersetzung noch rüberkommt. Gestatten? Tana French.
In ihrem Debütkrimi «In the Woods» (eigentlich «In den Wäldern», auf Deutsch aber mit dem miesen Titel «Grabesgrün» versehen) hat sie schon 2007 die Messlatte für ihre folgende Buchserie sehr, sehr hoch gelegt. Der irische Ermittler der Mordkommission Rob Ryan hat einen neuen Namen. Und ein Geheimnis: Als Junge namens Adam ist er mit seinen zwei besten Freunden im Wald um Dublin spielen gegangen. Nur er ist je wieder aufgetaucht. Mit Rissen im T-Shirt, Blut in seinen Schuhen und ohne Erinnerung. Jetzt, zwanzig Jahre später, liegt ein zwölfjähriges Mädchen tot am selben Ort, der jetzt eine archäologische Ausgrabung ist.
Allergrösstes Scheitern auf allergrösstem literarischem Niveau
Mit seiner Teampartnerin Cassie, die auch seine platonische beste Freundin ist, beginnt Rob bzw. Adam zu ermitteln – und versucht nicht nur den Fall zu lösen, sondern sich seiner eigenen Vergangenheit zu stellen. Wie spektakulär er dabei scheitert, ist nicht nur herzzerbrechend, sondern hat all die unzähligen renommierten Preise verdient, die Tana French für diesen aussergewöhnlichen Krimi erhalten hat.