Es gibt wieder mal keinen Krimi, weil gerade das Fernsehereignis der letzten, sagen wir mal, 20 Jahre auf Netflix aufgeschaltet wurde. Fantasy-Autor Neil Gaiman – unzählige seiner Stoffe wurden bereits verfilmt, so etwa «American Gods» oder «Coraline» – hat ab 1989 mit «The Sandman» ein Comic-Epos geschaffen, das bald eine riesige Fangemeinde erreichte und insgesamt 75 Bände umfasst.
Der titelgebende «Sandman» oder auch «Dream» ist einer der sieben sogenannten «Endlosen», der Herrscher über das Traumreich. Seine Geschwister sind, unter anderem, in personifizierter Form «Death» (Tod), «Desire» (Verlangen) oder «Despair» (Verzweiflung). Sie alle herrschen über ihre jeweiligen Reiche und kommen sich teilweise in die Quere.
Ohne Träume darbt die Menschheit
Die Geschichte beginnt, als ein Magier-Anfänger, der den Tod einfangen will, um ihn zu zwingen, seinen Sohn zurückzugeben, aus Versehen den «Sandman» einfängt und ihn hundert Jahre lang einsperrt – natürlich mit Nebenwirkungen für die Menschheit.
30 Jahre lang galt das Epos als unverfilmbar, obwohl es an Versuchen nicht mangelte. Aber Neil Gaiman selbst lief aus diversen Meetings mit Hollywoodproduzenten heraus, weil sie stereotype Bösewichte aus seinen zwielichtigeren Charakteren machen wollten – so etwa aus dem «Corinthian», einem fleischgewordenen Albtraum mit Extra-Zahnreihen, wo seine Augen sein sollten (grandios: Boyd Holbrook).
Jetzt, mit Gaimans direkter Mitwirkung, wurde die erste Staffel auf Netflix veröffentlicht. Und sie ist: visuell unglaublich, traum- und albtraumartig, manchmal etwas langfädig, manchmal doch sehr absurd und trotzdem wie nichts, das Sie je gesehen haben.
«The Sandman» jetzt auf Netflix
Wertung: Viereinhalb von fünf