Die gerade allgegenwärtige Trans-/Binär-/Gender-/Woke-Thematik kommt heute Abend im «Polizeiruf 110» an. Mit dem seit kurzem etablierten Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) ermittelt ein Kommissar mit Augen-Make-up. Und ich frage mich, wieso mich das stört. Bin ich ein reaktionärer Dinosaurier geworden? Geht es mir wie «alten» Leuten, die die «Jungen» nicht mehr verstehen?
Aber: Ich fand doch schon vor gefühlt hundert Jahren als 12-Jährige David Bowie super, und der hat das clevere Verwirren der Geschlechterrollen schon damals zum Erfolgsrezept erhoben. Und in letzter Zeit war zweimal eine Person an meinen Lesungen, die mit Bartschatten und Make-up von Kopf bis Fuss in rockähnliche Kleidung von Christa de Carouge gehüllt war – und die ich als die bestangezogene und schlicht schönste Person empfunden habe, die ich seit langem gesehen habe: wie von einem anderen Stern.
Gut gemeint, leider schlecht gelungen
Warum stört mich jetzt dieser Kommissar in diesem hautengen Versace-Hemd so sehr? Sie wissen schon: so eins von diesen leicht glänzenden, schwarzen, auf dem ein überdimensioniertes Goldketten-Motiv prangt. Und weiter unten sehr hochgeschnittene, sehr enge Höchstwasserhosen. All das unter einem frackartigen Jackett. Es erschliesst sich mir erst beim Schreiben dieser Zeilen, weshalb mich Kommissar Ross so irritiert: Der Stil dieses non-binären Kommissars ist unterirdisch. Oberpeinlich. Einfach grottenschlecht. Wenn man etwas für die Inklusion non-binärer Personen tun will – und bei aller aktueller Überrepräsentation in den Medien und im Kulturbetrieb ist dies sehr notwendig, weil alltägliche Diskriminierung und Gewalt für sie leider Alltag sind –, dann doch bitte nicht, indem man eine genderfluide Person anzieht wie eine Witzfigur.
«Polizeiruf 110»: «Der Gott des Bankrotts», ARD, 20.15 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf