Mir scheint, ich hätte schon mal genau die gleiche Kolumne geschrieben. Als ein anderer «Tatort» sich um das Thema Altern, Pflege und Pflegemissbrauch drehte. Was ich damals dachte: Gehen Sie um Himmels willen joggen! Oder ins Yoga oder ins Turnen. Hauptsache, Sie tun was. Lösen Sie täglich ein Sudoku oder lernen Sie auch in hohem Alter noch eine Fremdsprache, um Ihr Gehirn fit zu halten. Gehen Sie zum Frühdemenztest und treffen Sie Vorkehrungen dafür, falls dieser positiv ausfällt. Tun Sie einfach alles dafür, dass Sie einigermassen gesund bleiben.
Himmelschreiend ungerecht
Die Alternative ist schrecklich, wie nun auch die Bremer Folge mit Inga Lürsen und Nils Stedefreund zeigt. Da erstickt der Rentner Horst Claase seine kranke Frau und versucht, sich nachher selbst zu töten – weil sich das Paar das Kranksein, dieses beeinträchtigte Leben, schlicht nicht mehr länger leisten konnte. Ein undurchsichtiger Gutachter für die private Krankenversicherung spielt dabei auch eine Rolle. Der Plot ist eigentlich aber Nebensache, vielmehr geht es um ein Grundthema unserer Gesellschaft, nämlich: Wie gehen wir mit «wirtschaftlich nicht mehr nützlichen», alten Menschen um?
Lürsen und Stedefreund geraten jedenfalls angesichts der bürokratischen Ungerechtigkeit an den Rand ihrer Belastbarkeit.
Pflegenotstand auch in der Schweiz
Auch bei uns in der Schweiz ist nicht alles eitel Sonnenschein. Schon vor einem Jahr thematisierten SRF-Dokumentationen unseren akuten Pflegenotstand. Und deshalb schreibe ich es jetzt gleich noch zum dritten Mal: Tun Sie um Himmels willen alles, aber auch alles für Ihre Gesundheit! Heute noch!
Tatort «Im toten Winkel», 20.05 Uhr, SRF 1, aus Gesellschaftsrelevanz-Gründen fünf Sterne von fünf.