Sie waren hot. Und man dachte: Endlich mal was fürs Auge am Sonntagabend. Doch schon in der nächsten Folge, dank missglückten Fuhrwerkereien der Styling-Abteilung des Saarbrückner «Tatorts», waren sie bereits wieder not. Die Rede ist von den zwei semi-neuen Kommissaren Adam Schürk (Daniel Strässer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov). So augenfällig war der Stilverlust der beiden, dass ich dachte, ich ätze jetzt in den Saarbrückner Folgen regelmässig über Kostüm und Ausstattung und hab so guten Kolumnenstoff, wenn die Folgen mal wieder so naja sind.
Geht aber nicht. Denn die Folgen sind nicht naja, sondern richtig gut. Schürk ist von der gewalttätigen Beziehung zu seinem Unterweltsvater derart beschädigt, dass er eigentlich für den Kommissaren-Job nicht geeignet ist. Sein Kindheitsfreund Hölzer versucht mit aller Kraft, Schürk vor sich selbst zu bewahren, auch wenn er das längst nicht mehr verdient. Wohl nicht umsonst ist Schürk lautmalerisch nah an «Schurke» dran. Die Beziehung der beiden und das Drama, das sich regelmässig aus Schürks Vergangenheit und seinem Psycho-Schaden ergibt, sind an und für sich schon sehenswert.
Was hat der Chefarzt mit Hooligans zu tun?
Der aktuelle Fall, der im Hooligan-Milieu spielt, läuft gleichberechtigt neben diesem Grundkonflikt: Ein Mann wird nach einem Fussballmatch mit Stichwunde ins Spital eingeliefert und stirbt dort. Videoaufzeichnungen zeigen: Der Chefarzt scheint verunsichert und abgelenkt bei der Ersten Hilfe. Hölzer und seine Kolleginnen ermitteln, Schürk schurkt, und als Zuschauerin ist einem das Styling der beiden mittlerweile piepegal.
«Tatort»: «Die Kälte der Erde», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Viereinhalb von fünf