Ehrlich gesagt: Kommissar Faber ist mir unsympathisch. Und jedes Mal, wenn ein Dortmunder «Tatort» ansteht, denke ich schon im Vorfeld: Nee, nicht schon wieder. Nicht schon wieder dieses unfreundliche Getue, dieses wie ein stachliger Panzer vor sich her getragene Leid, dieser ungepflegte Bart und dieser abgewetzte Parka, der aussieht, als würde Faber so riechen, als hätte er seit mindestens drei Monaten nicht geduscht. Was im aktuellen Fall auch den Tatsachen entsprechen könnte. Denn Faber leidet, eigentlich wie immer, aber jetzt noch mehr als sonst, hatte er sich doch gerade auf eine Beziehung zur Kollegin Martina Bönisch eingelassen, die in der letzten Folge vor seinen Augen im Dienst gestorben ist.
Faber ist also draussen, lebt in seinem Auto und ist generell nicht dienstfähig. Trotzdem brauchen sie ihn: Sie haben einen Fall ohne Leiche – und einen spurlos verschwundenen Immobilienhai. Der ist dafür bekannt, langjährige Mieter rauszuschmeissen, die Wohnungen nach Luxusstandards zu sanieren, um sie danach sehr viel teurer vermieten zu können. Und in einem dieser Häuser wohnt Fabers Vater.
Am Anfang ists etwas zäh, am Ende umso bittersüsser
Was folgt, ist weniger ein Kriminalfall, sondern eine zart gezeichnete Studie in Einsamkeit, Hoffnung und Annäherung. Kommissar Pawlak hofft immer noch, seine Junkie-Ex würde zu ihm und zu seiner Tochter zurückkommen. Fabers Vater ist dement und erkennt ihn manchmal nicht mehr. Und im Coiffeursalon des von der Sanierung bedrohten Hauses geben sich alte Damen bei Kuchen Halt. Und so muss ich trotz einiger Längen und der Faber-Antipathie sagen: Diese Folge ist nichts weniger als ein unaufgeregtes, berührendes kleines Kunststück.
«Tatort: Du bleibst hier», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf
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