Krimikolumne
Ein Verbrechen kommt selten allein

Im heutigen Dresdner «Tatort» ermitteln Gorniak, Winter und Schnabel in einem aktuellen Mordfall. Eine Spur weist auf ein ungelöstes Verbrechen zu DDR-Zeiten hin.
Publiziert: 08.01.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2023 um 16:51 Uhr
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Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) ermitteln im Todesfall einer Gärtnereibesitzerin.
Foto: MDR
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Gorniak, Winter und Schnabel ermitteln in einem Mordfall, dessen Ursache weit in der Vergangenheit liegt. Das Negative zuerst: Die Eingangsszene macht zunächst grosse Lust darauf, abzuschalten. Jemanden als gestört zu etablieren, indem er oder sie sich mit Wonne selbstvergessen Lippenstift bis fast unter die Nase schmiert, könnte klischierter nicht sein. Dass diese Person als Ablenkungsspur, roter Hering genannt, fungiert, ist ebenfalls fast von der ersten Minute an klar. Und dass uns eine Art Abspann nochmals detailliert erklärt, was denn nun wirklich geschehen ist, damit das auch dem Hinterletzten, Allervernageltsten noch klar wird, sagt eigentlich nur aus, wie die Drehbuchautorin Kristin Derfler die Intelligenz ihres Publikums einschätzt: knapp über Brot.

Wichtige Geschichtsaufarbeitung, sehr schöne Kameraarbeit

So. Die Meckerei aus dem Weg, konzentrieren wir und jetzt darauf, weshalb man den Dresdner Tatort «Totes Herz» trotzdem sehen sollte. Die Ursache für den Mordfall liegt in einer «Kinder der Landstrasse»-ähnlichen DDR-Praxis, die aufgearbeitet und verurteilt gehört. Es gibt also eine überraschende Wendung in der Ermittlung, weshalb eine Gärtnereibesitzerin von ihrem Schwiegersohn erschlagen in ihrem Gewächshaus aufgefunden wurde. Und es gibt eine gute schauspielerische Leistung von Kristin Sukow, die die Tochter der Gärtnereibesitzerin spielt. Auch die Ermittler agieren gewohnt solide, und Schnabel muss wohltuenderweise für einmal nicht extra mühsam auf Kleinigkeiten rumreiten. Zudem sind die Regie von Andreas Herzog und die Kameraarbeit von Marcus Kanter richtig, richtig schön.

«Tatort»: «Totes Herz», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: drei von fünf


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