Manchmal gibt es Menschen, die einen einfach anwidern. Sei es die Körperhaltung, die Stimme, sei es ein Blick – nach noch so kurzem Kontakt wünscht man sich mindestens eine halbstündige Dusche. Schafft es nun ein Schauspieler, genau diese Emotion auszulösen, ist das erst mal eine grosse Leistung. An dieser Stelle also ein Kompliment an den deutschen Darsteller Florian Bartholomäi.
Er spielt im Dortmunder «Tatort» nun bereits in der zweiten Folge ein Ekelpaket – den mit höchster Intelligenz gesegneten, psychologisch versierten, pädophilen seriellen Mörder und Vergewaltiger Markus Graf, der zudem wohl Kommissar Fabers Familie auf dem Gewissen hat. Er sitzt in einem Gefängnis, in welchem Seltsames geschieht: Ein Insasse stirbt elend an Tollwut, der Gefängnisarzt steckt sich mit der unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit an.
Stellt sich die Frage: Wer hat die Möglichkeit und das Motiv, das Tollwut-Virus in ein Gefängnis zu schmuggeln? Während Kommissarin Nora Dalay sicher ist, ein albanischer Mafioso wolle sich bei der baldigen Evakuation absetzen und stecke deshalb dahinter, ist Faber überzeugt: Hier ist das bösartige Genie von Markus Graf am Werk. Der lässt es sich auch nicht nehmen, Faber bis aufs Blut zu provozieren: Er malt in Seelenruhe ein aufreizendes Porträt von Fabers toter kleiner Tochter in seiner Zelle – in eindeutiger Lolita-Pose.
Wenn die Geschichte auch ziemlich realitätsfremd ist: Spannung, Klaustrophobie, die wohl traurigste Sexszene der jüngeren Fernsehgeschichte und nicht zuletzt Florian Bartholomäi als Widerling machen das Ganze zur starken Folge.
Tatort «Tollwut», 20.05 Uhr, SRF 1, Sterne-Rating : Fünf von fünf!