Wäh. Denkt man ständig während der heutigen Bremer «Tatort»-Folge mit Jasna Fritzi Bauer als Kommissarin Liv Moormann und der stets irgendwie ausserirdisch wirkenden Luisa Wolfram als Kommissarin Selb. Das liegt nicht an den zwei Schauspielerinnen, sondern an den haarsträubenden Figuren, die da auftreten.
Alle, aber auch alle sind widerlich: der Loser-Vater, dessen Frau tot in ihrem Hochzeitskleid im Ehebett liegt und dessen zwei Kinder vermisst werden. Seine neue Freundin, eine irre K-Pop-Barbie, die von ihm mit Zwillingen schwanger ist und gar keinen Bock auf seine Kinder aus erster Ehe hat. Der verwahrloste Nachbar mit fleckigem Muskelshirt über dem Riesenbauch und Bauarbeiter-Décolleté, der ständig an einem Glacé lutscht. Der Hauswart der Schule der vermissten Kinder, der grusige Dinge mit vergessenen Strumpfhosen kleiner Mädchen tut. Und dann hat Moormann erst noch ständig beängstigende Visionen.
Eklig, spannend, schliesslich doch durchzogen
Null Punkte!, denkt man deshalb, weil man vor lauter Ekel kaum hinsehen – aber dann eben: auch nicht wegsehen kann. Bei allem körperlichen Widerstand, den die teilweise doch recht überzeichneten Figuren auslösen: Spannend bleibt die Folge durchwegs. Doch fünf Punkte!, denkt man dann auch schon mal zwischendrin, bevor einem trotz aller Spannung klar wird: Schon ziemliche Griffe in die Trickkiste, die sich Drehbuch und Regie da erlaubt haben. Die Gründe für die Visionen sind denn zum Schluss sehr dünn. Immerhin: Der Entführer der Kinder kommt zum Schluss doch ziemlich überraschend. Kompromiss: Dreieinhalb.
«Tatort»: «Liebeswut», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf