Mann, Berliner «Tatort», du warst auch schon mal «knorker» (berlinerisch für besser). Es gab eine Zeit, in der ich dachte, wenn es mir vom Schicksal beschieden worden wäre, als heterosexueller Mann geboren worden zu sein, hätte ich sofort die waidwund-wilde Kommissarin Nina Rubin, gespielt von Meret Becker, heiraten wollen. Damit ist jetzt Schluss. Nicht nur, weil Becker nach sieben Jahren und 15 Fällen mit dem «Tatort» aufhört. Nein, auch deshalb, weil nun sogar die ansonsten wilden und mutigen Berliner an der leider so oft im «Tatort» anzutreffenden Bedeutungs-Schwangeritis kranken. Sie wissen, was ich meine: Laaange, düstere Kameraeinstellungen, unsinnig versonnene Blicke ins Leere, das Ganze untermalt von schwerer Musik. Ach.
Auch Rubin ist jetzt ein bisschen lesbisch
Ausserdem: Müssen jetzt, in Zeiten von LGBTQPlusminusgleich-was-auch-immer, wirklich immer alle auch noch ein bisschen lesbisch oder unentschieden sein? Bitte nicht missverstehen: Jeder/Jede/Jedes (?) soll meiner Meinung nach so sein, wie er/sie/es (?) will und bitte nicht diskriminiert werden. Aber die Dominanz des Themas geht mir angesichts wichtigerer Themen wie Klimawandel, Krieg und Rohstoffmangel zunehmend auf den Senkel. Und deshalb auch, dass sich Rubin, eigentlich doch frisch in Karow verliebt, jetzt in ihrem letzten Fall auch noch in eine von der Russenmafia bedrohte Frau vergucken muss. Mit, natürlich, bedeutungsschweren laaangen Blicken. Doppel-Ach.
Ausserdem: Das Ende hatten wir doch gerade schon beim «Polizeiruf» mit Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau. Tripel-Ach. Leider ein eher unwürdiger Abgang für die grandiose Meret Becker. Nicht mal sie konnte das retten.
«Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus' geht», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Zweieinhalb von fünf