Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, heisst ein Sprichwort, das totaler Schwachsinn ist. Jeder, der einen Eintrag im Strafregister hat, kann wohl davon ein Lied singen. Wohnungssuche? Vergiss es. Jobsuche? Erschwert. So ergeht es auch dem jungen Ex-Knacki Hannes Petzold (Klaus Steinbacher).
Auf ihn stösst Heike Makatsch, Verzeihung, Kommissarin Berlinger, als ihr etwas am Tod einer reichen älteren Witwe nicht ganz sauber vorkommt. An einem Insulin-Schock ist die gestorben, mitten in ihrer teuren Villa. Erben tut ihre beste Freundin, ebenfalls bereits ziemlich angegraut. Deren neues Gschpusi ist eben der besagte, in ihren Augen äusserst knackige Ex-Knacki. In Berlingers Augen ist er hingegen höchst verdächtig: Hat er vom Testament gewusst? So weit, so mitgeschnitten?
Plötzlich legt das Drehbuch einen anderen Fokus
Es gibt noch weitere Verwicklungen.Die Staatsanwältin behindert Berlinger aus unerfindlichen Gründen, wo sie kann. Anstatt dass dies nun aufgenommen wird und irgendeinen Grund oder Relevanz für die Geschichte hätte, legen die Drehbuchautoren den Fokus plötzlich auf Kinder, die zunächst gar nicht vorkommen – und zwar auf die Tochter der Staatsanwältin wie auch auf den Sohn des Ex-Knastis. Was die jetzt alle für eine Rolle spielen und was das alles mit dem Tod der reichen Witwe zu tun hat, das ist – mit Verlaub – etwas reichlich konstruiert.
Wenn nun Erzähltempo und Inhalt so spannend sind, dass man kaum nachkommt und erst hinterher denkt: Moment mal …, dann geht so eine Konstruktion ja gut und gerne. Soo wahnsinnig spannend und temporeich ist diese Folge jetzt aber auch wieder nicht.
«Tatort»: In seinen Augen, SRF 1. 20.05 Uhr
Wertung: Drei von fünf