Um Vorurteile, die sich rein aus der Herkunft ergeben und wie damit umzugehen ist, darum geht es eigentlich im heutigen Göttinger «Tatort: Die Rache an der Welt». Eine junge Frau liegt ermordet im Wald – und ein Zeuge will einen «arabisch» aussehenden Mann auf der Flucht mit einem Velo gesehen haben. Für die dunkelhäutige Kommissarin Kasumba stellt sich sofort die Frage: Ist der Mann ganz einfach ein Rassist, der Vermutungen anstellt, weil in unmittelbarer Nähe des Tatorts Flüchtlinge Fussball spielen? Sollte man die Ermittlungen nicht eher auf den längst bekannten, nie gefassten Serientäter mit dem Übernamen «Der Wikinger» – weil er von seinen Opfern als weiss beschrieben wird – konzentrieren? Die weisse, blonde Kommissarin Lindholm ist anderer Meinung – und gerät mit Kasumba ziemlich aneinander.
Vorurteile sind schlecht. Politische Korrektheit oft auch
Vorurteile gegen erkennbar nicht «weiss» aussehende Menschen sind leider auch bei uns Realität, wie unzählige Studien belegen. Was aber geschehen kann, wenn man vor lauter politischer Korrektheit kriminelles Verhalten von Menschen anderer Kulturen nicht sehen will, zeigt sich am englischen Rotherham-Skandal. Dort konnten kriminelle pakistanische Gruppen über Jahrzehnte insgesamt 1400 Mädchen, die teilweise erst zwölf waren, versklaven und zwangsprostituieren – weil sich aus Angst davor, als rassistisch zu gelten, weder die Polizei noch die Sozialämter je einzugreifen getrauten.
Der heutige Furtwängler-«Tatort» hat den Finger deshalb in Zeiten von «Black Lives Matter» und den entsprechenden Gegenbewegungen gelegt. Und bleibt dabei erfrischend ideologiefrei.
«Tatort»: «Die Rache an der Welt», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf