Die «Tatort»-Fälle um Felix Murot (Ulrich Tukur) sind in der Regel keine Publikumsrenner: Im aktuellsten Ranking, das die Medien-Branchenplatform «Meedia» jeweils veröffentlicht, sprechen sich nur zwei Prozent der Zuschauer für Murot als erklärten Liebling aus. Zu absurd sind wohl vielen die Folgen, die regelmässig die Krimilogik auf den Kopf stellen und damit – anders als das breite Publikum – oftmals Kritiker begeistern.
Die heutige Murot-Folge könnte es schaffen, beiden zu genügen: Für Freunde klassischer Kriminalfälle gibt es gleich deren zwei aufs Mal. Beide nehmen im selben Hotel ihren Verlauf: Murot landet nach einem Vortrag an der Hotelbar. Dort verabreicht ihm eine hübsche junge Dame K.-o.-Tropfen, schleppt ihn auf ein Zimmer, nimmt ihn aus wie eine Weihnachtsgans und lässt ihn im Drogenrausch liegen.
Erst ein dringendes Klingeln weckt ihn wieder: Ein Stock tiefer wurde in derselben Nacht ein Mann ermordet, der einen Laptop mit brisantem Inhalt verloren hat – und Murots Kollegin wundert sich, weshalb er nicht schon längst am Tatort erschienen ist.
Philosophische Betrachtungen münden in ein Lächeln
Beide Recherchen hängen zusammen, beides führt Murot tief in seine Vergangenheit – und löst halbphilosophische Betrachtungen zu karmischen Verstrickungen aus, die vielleicht noch zu Lebzeiten aufgelöst werden könnten. Oder auch nicht. Gewohnt lakonisch erzählt, mit skurrilen Nebenfiguren und dem Tukur-eigenen Understatement, bei dem eine halbe Sekunde Halblächeln tausend Worte ersetzen kann, wird diese Folge wohl auch Freunden experimentellerer Folgen gefallen.
Oder, um es nach der Kolumne letzter Woche doch etwas profaner zu sagen: Ich bin diesmal kein einziges Mal eingeschlafen.
«Tatort»: «Murot und das Gesetz des Karma», 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Dreieinhalb von fünf