Vor 50 Jahren gewannen Abba den Eurovision Song Contest
Thank you for the Music!

Nächste Woche feiern Abba das 50-Jahr-Jubiläum ihres ESC-Sieges. Die schwedische Band startete am Eurovision Song Contest ihre Weltkarriere. Wir blicken zurück.
Publiziert: 31.03.2024 um 17:28 Uhr
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50 Jahre ESC-Sieg von Abba: Am 6. April 1974 gewann die schwedische Gruppe den Eurovision Song Contest in Brighton.
Foto: AFP
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Michel ImhofTeamlead People

Am 6. April jährt sich der geschichtsträchtigste Sieg am Eurovision Song Contest zum 50. Mal. Die damals noch unbekannte schwedische Band Abba setzte sich mit dem Titel «Waterloo» am 19. Eurovision Song Contest in Brighton (Grossbritannien) gegen 16 Konkurrenten durch. Es war der Start für eine der grössten Karrieren der Musikgeschichte. Die Band bestehend aus den Liebespaaren Benny Andersson (77) und Anni-Frid Lyngstad (78) und Agnetha Fältskog (73) und Björn Ulvaeus (78) wurden weltweite Stars.

Mittendrin war damals Piera Martell (80) aus Rapperswil-Jona SG. Die Musikerin stieg am Musikwettbewerb mit dem Titel «Mein Ruf nach dir» neben Namen wie Olivia Newton-John (1948–2022, für Grossbritannien), Ireen Sheer (75, für Luxemburg) und dem deutschen Duo Cindy & Bert (76 & 1945–2012, für Deutschland) für die Schweiz ins Rennen. «Bis heute bin ich sehr stolz, eine Bühne mit diesen Legenden geteilt zu haben», sagt sie im Gespräch mit Blick. Sie mag sich gut ans erste Zusammentreffen mit Abba erinnern. «Wir sind direkt vom Flughafen zu den Proben gefahren», erzählt sie. «Und als wir ankamen, waren Abba auf der Bühne. Ihr Song ging mir direkt ins Ohr.»

Abba revolutionierten den ESC

Der Auftritt von Abba war ein Hingucker: Sie trugen bunte Kostüme, auffällige Stiefel und brachten fröhliche Popmusik an den ESC. «Bisher war der Anlass geprägt von klassischen Chansons. Das veränderte sich mit Abba», sagt Martell. Abba machten sich auch eine Regeländerung vom Vorjahr zunutze: Ihre Musik kam grösstenteils vom Band und wurde nicht vom Liveorchester gespielt. Und trotzdem wurde der Auftritt von ihrem als Napoleon verkleideten Dirigenten, Sven-Olof Walldoff (1929–2011), zu einem Highlight der Sendung. Auch damit stachen die Schweden im Wettbewerb hervor.

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Während Piera Martell punktgleich mit den Künstlern aus Deutschland, Norwegen und Portugal auf dem letzten Platz landete, setzten sich Abba mit grossem Abstand gegen die Konkurrenz durch. «Damals war es sehr schwer, ausserhalb von Schweden den Durchbruch zu erzielen», sagt Björn Ulvaeus im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. «Ich glaube, Eurovision war der einzige Weg nach draussen.»

Für Abba gings nicht nur bergauf

Pepe Lienhard (78) war inspiriert vom ESC-Erfolg von Abba. 1977 nahm er am ESC mit dem Titel «Swiss Lady» teil. «Abba waren ein Grund, wieso ich mit meinem Sextett zum ESC gegangen bin», erzählt er. «Die Karriere von Abba ging nach ihrer Teilnahme durch die Decke. Wir hatten zwar schon gute Erfolge, aber wollten diese mit dem ESC ausbauen.» Er finde es beachtlich, was Abba geleistet haben. «Das waren Produktionen vom Allerfeinsten.» 1979 habe er auch das Konzert der Band im Zürcher Hallenstadion besucht. «Das ging irrsinnig ab. War eine perfekte Show, sehr eindrücklich. So was waren wir uns damals noch gar nicht gewohnt.» Sieben Mal landete das schwedische Quartett auf Platz 1 der Schweizer Single-Hitparade, zu den grössten Hits gehörten «Mamma Mia», «Fernando» und «Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)».

Doch auch bei Abba ging es nicht immer nur aufwärts. Der stetige Erfolg und die vielen Termine waren eine Belastungsprobe für die Ehen der Abba-Paare. 1979 liessen sich Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus scheiden, zwei Jahre später trennten sich Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad. Nach den Trennungen nahm auch der Erfolg der Band ab, die vier Mitglieder entschieden sich 1982, eine Pause einzulegen. Was damals niemand ahnte: Sie dauerte bis 2021.

Neuer Hype ab den Neunzigern

Trotzdem blieben Abba fleissig, arbeiteten an ihrem Erfolg. Die beiden Sängerinnen arbeiteten an ihren Solokarrieren, Benny Andersson und Björn Ulvaeus landeten mit dem Musical «Chess» einen Hit. Das darin enthaltene Lied «One Night in Bangkok» von Murray Head (78) kennt man bis heute.

Ein neuer Abba-Hype entstand in den Neunzigerjahren. 1992 brachten Abba das Greatest-Hits-Album «Abba Gold» auf den Markt. Alleine in der Schweiz war es bis heute 736 Wochen in der Hitparade, 9 davon auf Platz 1. Damit steht es in der ewigen Bestenliste auf dem ersten Rang.

Mit Musical und Hologramm-Show Imperium ausgebaut

Ein weiterer Geniestreich war die Erschaffung des auf Abba-Hits basierenden Musicals «Mamma Mia!». Es feierte 1999 am Londoner West End Premiere und gehört heute zu den erfolgreichsten Stücken der Geschichte. Aus dem Bühnenstück entstanden zudem zwei Hollywoodfilme, die mit Weltstars wie Meryl Streep (74) und Cher (77) besetzt waren. Letztere widmete Abba nach ihrem Schauspieleinsatz gar ein eigenes Album mit eigener Tour.

«Wir haben zwei neue Songs»
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Abba mit Comeback:«Wir haben zwei neue Songs»

2021 sorgten Abba erneut für Aufsehen. Sie meldeten sich mit dem Album «Voyage» zurück. Darauf enthalten waren zehn neue Titel im gewohnten Abba-Gewand. Keine Überraschungen und Stilwechsel, doch der Sound, den Fans seit Jahren Lieben. Ende Mai 2022 feierte die Hologramm-Show «Abba Voyage» in einer eigens dafür gebauten Arena in der britischen Hauptstadt Premiere und überzeugte viele zu Beginn kritische Stimmen.

So war die Abba-Premiere
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Avatar-Show in London:So war die Abba-Premiere

50 Jahre ESC-Sieg von Abba wird in Malmö gefeiert

«Abba heisst: gute Songs, perfekt produziert und optimal verkauft», fasst der Schweizer Rekord-ESC-Teilnehmer Peter Reber zusammen. «Es blieb nicht bei einem Lied. Es kamen immer wieder gute Lieder. Sie wurden verdientermassen zu einer der grössten Musikgruppen der Welt.» Er selbst nahm sechsmal am Eurovision Song Contest teil, zweimal als Komponist, viermal als Teil vom Trio Peter, Sue & Marc, die selbst als Schweizer Version von Abba bezeichnet wurden.

Im Mai findet 50 Jahre nach dem ESC-Sieg von Abba der grösste Musikwettbewerb der Welt wieder in Schweden statt. Wer auf einen Comeback-Auftritt der Musiklegenden in Malmö hofft, wird enttäuscht. «Wir können 50 Jahre Abba feiern, ohne auf der Bühne zu stehen», sagte Björn Ulvaeus im letzten Jahr. Stattdessen gibt es in Malmö eine Ausstellung zu Ehren von Abba. Im grossen Finale vom 11. Mai 2024 soll zudem ein Programmblock dem grössten schwedischen Musikexport gewidmet werden. Gesprochen werde gemäss britischen Medien aktuell über ein Medley mit den grössten Abba-Hits, interpretiert von zahlreichen bekannten ESC-Gesichtern.

Feiern dürfen Abba schon nächsten Samstag, wenn sich ihr ESC-Sieg zum 50. Mal jährt. Obwohl sie seit 1982 nicht mehr vor Livepublikum aufgetreten sind, haben sie den Mythos Abba bewahrt – und sogar noch ausgebaut. Quer über den Erdball werden ihre Hits gesungen – und das wohl noch lange. Ganz nach dem Motto ihres Liedes aus dem Jahr 1977 sagen auch wir: «Thank you for the Music, Abba!»

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