Björn Ulvaeus (78) hat mit Abba die Popmusik für immer verändert. Er komponierte die unvergesslichen Songs der schwedischen Super-Gruppe: «Mamma Mia», «Dancing Queen» und «Gimme! Gimme! Gimme!». Die Liste ist schier unendlich. Nun kam er nach Genf, weil sich die Musikwelt gerade ein weiteres Mal fundamental verändert. Durch die künstliche Intelligenz. Gemeinsam mit der Uno-Weltorganisation für geistiges Eigentum lanciert er die Plattform Clip, die Künstler im Umgang mit Urheberrechten im digitalen Zeitalter schulen soll. Am Rande der Pressekonferenz nahm er sich Zeit für Blick.
Haben Sie schon einmal einen von künstlicher Intelligenz gemachten Abba-Song gehört?
Ja, vor kurzem in einem Forschungszentrum von Google in London. Es hat mich umgehauen.
Wieso?
Die Spezialisten haben der künstlichen Intelligenz die Anweisung gegeben: Mach einen Song im Stil von Abba, gespielt von einem Symphonieorchester und gesungen von Elvis. Da habe ich begriffen, was künstliche Intelligenz jetzt schon kann und vor allem, was sie für die Zukunft der Musik bedeutet.
Was denn?
Es wird endlose Möglichkeiten geben. Im besten Fall ist künstliche Intelligenz wie ein Co-Produzent, der einem Menschen hilft, einen Song mitzuentwickeln. So wäre KI ein echtes Werkzeug für Komponisten.
Sie haben immer mit Technologie experimentiert. Abba galt schon in den 70er-Jahren als revolutionäre Band, was Studiotechnik angeht. Und seit einigen Jahren gibt es die Bandmitglieder sogar als Avatare, als computergenerierte Figuren, die Konzerte geben!
Technologie war grundsätzlich immer positiv für Musiker. Technologie und Musik gehen Hand in Hand – und zwar seit es Popmusik gibt. Aber wir müssen dafür sorgen, dass der Mensch im Zentrum steht. Sonst wird es gefährlich.
Björn Ulvaeus (78) bildete mit seiner damaligen Frau Agnetha Fältskog (73) und dem Paar Benny Andersson (76) und Anni-Frid Lyngstad (78) Abba – eine der erfolgreichsten Bands der Geschichte. Gemeinsam mit Benny komponierte er unzählige Welthits. Heute setzt er sich weltweit für den Schutz der Urheberrechte von Musikschaffenden ein.
Björn Ulvaeus (78) bildete mit seiner damaligen Frau Agnetha Fältskog (73) und dem Paar Benny Andersson (76) und Anni-Frid Lyngstad (78) Abba – eine der erfolgreichsten Bands der Geschichte. Gemeinsam mit Benny komponierte er unzählige Welthits. Heute setzt er sich weltweit für den Schutz der Urheberrechte von Musikschaffenden ein.
Wo sehen Sie die Gefahren?
Ein grosses Problem sehe ich darin, dass Streamingplattformen regelrecht überflutet werden, weil künstliche Intelligenz so viel schneller Songs kreieren kann als ein Mensch. Milliarden von Songs, die nie von einer menschlichen Hand berührt wurden, werden künftig in das Netz gespült. Unvorstellbar, denn es gibt ja schon jetzt zu viel Müll auf den Streamingplattformen (lacht).
Was muss getan werden?
Die Streamingdienste sollten die Zahl der Veröffentlichungen beschränken. Und der menschliche Künstler muss identifizierbar werden im Netz. So wie ein Bankkunde beim E-Banking. So etwas müsste man für Komponisten entwickeln, so dass Konsumenten sehen, wenn etwas von Menschen gemacht ist.
Jahrzehnte nach seinem Tod singt John Lennon (1940–1980) wieder. Dank künstlicher Intelligenz (KI) wurde am 2. November der letzte «neue» Beatles-Song veröffentlicht. Das Lied wurde von John Lennon Ende der 1970er-Jahre geschrieben und eingesungen. Jetzt konnte die Stimme vom Demo-Tape extrahiert werden, möglich ist das mit künstlicher Intelligenz.
Dank neuen Tools können inzwischen nicht nur Profis, sondern auch Amateure komponieren und dabei die Stimme von Stars übernehmen. So etwa, wenn man Arnold Schwarzenegger einen «Dance with somebody» von Whitney Houston trällern lässt. Für Wirbel sorgte im Frühling das Album «The Lost Tapes» mit der Stimme von Oasis-Frontmann Liam Gallagher. Dahinter steckte allerdings eine andere Band, die Stimme war von KI generiert. Genauso wie der Hip-Hop-Track «Heart on my Sleeve», der dank KI-Klon die Weltstars Drake und The Weeknd imitierte. Der Song ging viral und wurde auf Spotifiy 600'000-mal gestreamt, bevor er vom Netz genommen wurde.
Viele Musiker stehen der neuen Technologie offen gegenüber. Pop-Sängerin Grimes hat ihre Stimme für KI-Musik freigegeben. Im Gegenzug will sie 50 Prozent Lizenzgebühren kassieren, wenn Songs erfolgreich sind. Doch es gibt auch Widerstand. Um die Urheberrechte zu schützen, haben Youtube und der Musikriese Universal Music Group einen KI-Musik-Inkubator gestartet.
Jahrzehnte nach seinem Tod singt John Lennon (1940–1980) wieder. Dank künstlicher Intelligenz (KI) wurde am 2. November der letzte «neue» Beatles-Song veröffentlicht. Das Lied wurde von John Lennon Ende der 1970er-Jahre geschrieben und eingesungen. Jetzt konnte die Stimme vom Demo-Tape extrahiert werden, möglich ist das mit künstlicher Intelligenz.
Dank neuen Tools können inzwischen nicht nur Profis, sondern auch Amateure komponieren und dabei die Stimme von Stars übernehmen. So etwa, wenn man Arnold Schwarzenegger einen «Dance with somebody» von Whitney Houston trällern lässt. Für Wirbel sorgte im Frühling das Album «The Lost Tapes» mit der Stimme von Oasis-Frontmann Liam Gallagher. Dahinter steckte allerdings eine andere Band, die Stimme war von KI generiert. Genauso wie der Hip-Hop-Track «Heart on my Sleeve», der dank KI-Klon die Weltstars Drake und The Weeknd imitierte. Der Song ging viral und wurde auf Spotifiy 600'000-mal gestreamt, bevor er vom Netz genommen wurde.
Viele Musiker stehen der neuen Technologie offen gegenüber. Pop-Sängerin Grimes hat ihre Stimme für KI-Musik freigegeben. Im Gegenzug will sie 50 Prozent Lizenzgebühren kassieren, wenn Songs erfolgreich sind. Doch es gibt auch Widerstand. Um die Urheberrechte zu schützen, haben Youtube und der Musikriese Universal Music Group einen KI-Musik-Inkubator gestartet.
Soll das auch helfen, dass Musikschaffende zu ihrem Geld kommen?
Genau. Bei der Frage, wie wir das geistige Eigentum vor künstlicher Intelligenz schützen, hinken die Gesetzgeber leider noch hinterher. Wie immer, möchte ich sagen (lacht).
Ihre Initiative zielt darauf ab, Künstler über ihre Rechte aufzuklären. Müssen Sie nicht vor allem Google, Spotify und Musikfirmen ins Boot holen?
Die sind im Boot. Ich spüre dort wirklich den Willen, die Eigentumsrechte von Musikern zu schützen.
Wären Sie heute gerne ein junger Songwriter?
Ich bin froh, startete Abba in den 70er-Jahren. Das waren die goldenen Jahre: Wir brachten erst Schallplatten raus, dann Kassetten, dann CDs, und jetzt hören uns die Fans auch noch über Streaming. Heutige Pop-Komponisten haben es viel schwieriger.
Wieso?
Heute reicht es nicht, Musik zu veröffentlichen. Man muss auch noch Unternehmer sein, man muss PR in eigener Sache betreiben und seine Eigentumsrechte kennen. Wir hatten es viel einfacher.
Werden Menschen fähig sein, zu merken, ob Musik von Menschen gemacht wird oder von einem Algorithmus?
Das ist eine sehr spannende Frage. Ich bin sicher, dass Menschen irgendwann Kunst konsumieren werden, die sie berührt, aber die komplett von KI hergestellt wurde.
Das ist doch ein Albtraum!
Ja, für die Musikerinnen und Musiker. Aber für die Menschen wird es einfach eine musikalische Erfahrung sein. Wenn sie nicht wissen, dass die Musik von einer Maschine gemacht wurde, werden sie es hören – und mögen.
Was bedeutet das?
(lacht) Es ist ein fundamentales Problem für Künstlerinnen und Künstler. Jetzt müssen wir Lösungen finden.
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