Regierungspräsident Conradin Cramer über Eurovision-Planung, Referendum und Fussball
ESC kickt FC Basel aus dem Joggeli

Im Kanton Basel-Stadt wird am Wochenende über den ESC-Kredit abgestimmt. Der Regierungspräsident Dr. Conradin Cramer schaut zuversichtlich auf die Abstimmung und erzählt im Blick-Interview, wie der ESC auch Auswirkungen auf den FC Basel hat.
Publiziert: 00:41 Uhr
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Aktualisiert: 07:26 Uhr
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Dr. Conradin Cramer, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, blickt mit Spannung auf den Abstimmungssonntag und auf das Resultat der ESC-Abstimmung.
Foto: STEFAN BOHRER

Auf einen Blick

  • Basel stimmt über ESC-Kredit ab. Regierungspräsident Conradin Cramer hofft auf Zustimmung
  • Conradin Cramer sieht ESC als Chance für internationale Präsentation Basels
  • 37,4 Millionen Franken Kredit für ESC-Fest während der Veranstaltungswoche
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Weniger als ein halbes Jahr, dann schaut ganz Europa nach Basel. Der Eurovision Song Contest findet dann in der Stadt am Rheinknie statt. Wie das Fest um den grössten Musikwettbewerb der Welt aussehen wird, ist noch nicht ganz klar: Am Wochenende kommt wegen eines Referendums der christlichen Partei EDU der Kredit für den Grossanlass vors basel-städtische Stimmvolk. Mit dem Betrag von 37.4 Millionen Franken soll ein grosses ESC-Fest für Bevölkerung und Gäste während der ESC-Woche gesichert werden. Obwohl im Stadtbild kaum etwas von einem Abstimmungskampf spürbar ist, fiebert der Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, Dr. Conradin Cramer (45) mit. «Ich bin immer ein bisschen angespannt vor Abstimmungssonntagen. Das gehört dazu als Politiker», sagt er im Interview mit Blick.

Blick: In der Stadt finden sich nur wenige Plakate bezüglich der ESC-Abstimmung. Ist das überhaupt ein Abstimmungskampf?
Dr. Conradin Cramer: Ja, aber ein ganz kurzer, weil die Abstimmung sehr kurzfristig angesetzt wurde. Ich habe aber schon den Eindruck, dass man die ESC-Diskussion in der Stadt wahrnimmt und sie den Leuten auch wichtig ist.

Wie konnten Sie die Abstimmung über den ESC-Kredit so schnell vors Volk bringen?
Unser politisches System ist tatsächlich eigentlich nicht für so eine Geschwindigkeit gemacht. Nur weil wirklich alle Verwaltungsstellen so gut zusammengearbeitet haben, konnten wir so rasch vorwärtsmachen.

Wie schlimm wäre die Ablehnung des Kredits für die Stadt Basel?
Es wäre klar eine verpasste Chance. Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns international zu zeigen, was Basel für eine ausserordentliche Schweizer Stadt ist. 

Sie malen das trostlose Bild ohne Fest in der Stadt, sollte der Kredit nicht bewilligt werden.
Es gäbe dann die Fernsehshow in der St. Jakobshalle, produziert von der SRG. Wir könnten keine Begleitmassnahmen machen, um die Menschen willkommen zu heissen und unsere Stadt zu präsentieren. 

Was hätte die Bevölkerung konkret von einer Annahme des Kredits?
Wirtschaftlich gesehen die unmittelbare Wertschöpfung mit vollen Hotels, vollen Restaurants und weiterem Umsatz in Betrieben, wie etwa Handwerksbetriebe oder Dienstleister. Und langfristig profitieren wir von einem unglaublichen Marketing-Effekt, das zeigen Studien aus bisherigen Austragungsorten. Und natürlich bietet der ESC der Bevölkerung eine tolle Woche, tolle Erlebnisse und ein tolles Fest. Am Schluss bin ich sehr überzeugt, dass sich das lohnt. Und ich bin zuversichtlich, dass die Mehrheit der Baslerinnen und Basler das auch so sieht.

Erhielten Sie Reaktionen aus dem Ausland auf die ESC-Abstimmung?
Ja, sehr viele. Dabei musste ich jeweils unser politisches System erklären. Und das mache ich sehr gerne, weil es für mich das Musterbeispiel ist, wie die Demokratie funktioniert.

Falls der Kredit bewilligt wird: Fangen Sie am Montag mit der ESC-Beflaggung in der Stadt an?
Nein, so schnell sind wir noch nicht. Aber wir arbeiten intensiv und wollen keine Zeit verlieren, es ist ja nicht einmal mehr ein halbes Jahr bis zur Eröffnungszeremonie. 

Wann wird sich das Stadtbild verändern?
Zwei, drei Wochen vor dem ESC wird sich die Stadt in eine Eurovision-Stadt wandeln. Mit vielen Angeboten für Gäste und Bevölkerung. Der ganze Geist des ESC wird hier sein, es soll ein Fest für alle sein. Das ist auch das, was wir in der Bewerbung sehr herausgestrichen haben.

Am ESC 2024 stand in der Stadt Malmö der Nahost-Konflikt im Zentrum, es gab Proteste wegen der Teilnahme Israels. Haben Sie Angst, dass sich das in Basel wiederholt?
Für uns ist entscheidend, dass die Menschen in Basel sich während des ganzen Events sicher fühlen können. Nur so kann man zusammen feiern und Begegnungen ermöglichen. Da sind wir gut aufgestellt und haben auch Erfahrung mit Vergleichbarem. 

Die Basler Polizei stand allerdings in den letzten Monat immer wieder in den Schlagzeilen. Ein externer Bericht machte schwerwiegende Mängel publik, danach musste der Polizeikommandant gehen. Auch von Unterbestand ist die Rede.
Die Basler Polizei macht einen super Job und hat schon sehr oft gezeigt, was sie alles leistet bei Grossanlässen. 

Persönlich: Dr. Conradin Cramer

Dr. Conradin Cramer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Basel und an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau (D) und arbeitete vor seinem Amtsantritt als Regierungsrat als Rechtsanwalt und Notar. Von 1999 bis 2005 war er Präsident der Jungliberalen Basel. 2005 nahm er für Liberal-Demokratische Partei LDP Einsitz im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt, 2017 schliesslich im Regierungsrat. Im April 2024 wurde er zum Regierungspräsidenten des Kantons Basel-Stadt gewählt. Cramer lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Riehen BS.

Dr. Conradin Cramer ist zweifacher Vater und lebt in Riehen BS.
STEFAN BOHRER

Dr. Conradin Cramer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Basel und an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau (D) und arbeitete vor seinem Amtsantritt als Regierungsrat als Rechtsanwalt und Notar. Von 1999 bis 2005 war er Präsident der Jungliberalen Basel. 2005 nahm er für Liberal-Demokratische Partei LDP Einsitz im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt, 2017 schliesslich im Regierungsrat. Im April 2024 wurde er zum Regierungspräsidenten des Kantons Basel-Stadt gewählt. Cramer lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Riehen BS.

Inwiefern unterstützt die Polizei aus anderen Kantonen?
Klar ist es in der Schweiz so, dass man sich bei Grossanlässen gegenseitig hilft. Das ist beim WEF in Davos der Fall und auch jetzt beim ESC. 

Am Finalabend wird es auch ein Public Viewing im St. Jakobpark geben. Als sie den Zuschlag für den ESC gekriegt haben, war noch nicht absehbar, dass der FCB wieder so weit oben mitspielt und auch während der ESC-Zeit um den Meistertitel spielen könnte. Ginge da ein Heimspiel flöten?
Es stimmt, der FCB spielt glücklicherweise wieder oben mit. Dadurch, dass wir nur an einem Abend das Stadion benötigen, käme es höchstens dazu, dass der FC Basel zweimal während der heissen Phase hintereinander auswärts spielen müsste. Aber wir sind auch im engen Austausch mit dem FCB und schauen, dass wir die Stadionbesetzung bestmöglich optimieren können. Denn: Auch wenn wir kein Public Viewing im Fussballstadion hätten, wäre es wohl nicht möglich, zeitgleich zum ESC das Spiel durchzuführen.

Sie haben keinen Einfluss auf den ESC-Sendungsinhalt aus Basel. Was ist Ihr Wunsch dafür?
Dass es einen vielfältigen und spannenden Wettbewerb gibt, mit Beiträgen, die charakteristisch sind für die Vielfalt Europas. Ich zweifle nicht daran, dass es so sein wird. Es war ja auch in den letzten Jahren so. Und das ist das Geniale am ESC.

Es scheint aktuell einfacher, im Lotto zu gewinnen, als ein bezahlbares Zimmer während der ESC-Zeit in Basel zu finden. Was ist Ihr Unterkunfts-Tipp?
Wir arbeiten intensiv daran, allen, die hier sein wollen, eine Unterkunft zu finden. Was sicher ganz wichtig sein wird, sind private Unterkünfte. Und es ist sicher auch sinnvoll, den Such-Radius zu vergrössern. Auch in der Nähe von Basel, im In- und Ausland, gibt es viele Möglichkeiten.

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