Wer will nicht gern über vergangene Mysterien aufgeklärt werden? Neugierde und die Befriedigung von Neugierde sind urmenschliche Eigenschaften. Das ist wohl auch der Grund, weshalb so viele Verschwörungstheorien willige Jünger finden. Und der Grund, weshalb die Pseudo-Dokumentation «Ancient Apocalypse» aktuell so beliebt ist auf Netflix. Bis vor einigen Tagen stand sie noch auf Platz 3 der meistgestreamten Serien in der Schweiz.
Nur kurz die Hauptthese: Eine höchstentwickelte Zivilisation während der letzten Eiszeit sei wegen Asteroideneinschlägen untergegangen, verstreute Überlebende hätten ihr Wissen in alle Welt verbreitet – und würden vor neuen Asteroideneinschlägen warnen. So weit, so wissenschaftlich unhaltbarer Mumpitz – es gibt keine haltbaren Beweise für eine «Eiszeitzivilisation».
Hauptsache, gegen Wissenschaftler wettern
Ganz unangenehm ist es dann, wenn der Präsentator und Autor Graham Hancock (72), der übrigens stolz darauf verweist, eben kein Archäologe zu sein, sondern nur «Fragen zu stellen», dazu aufruft, der Wissenschaft zu misstrauen. Schon in der ersten Folge deutet er eine gross angelegte Verschwörung mächtiger Archäologen an, die die Wahrheit unterdrücken würden – wozu eigentlich? Ausserdem: Wer jemals einen Archäologen persönlich gekannt hat, weiss: Archäologie ist international gesehen chronisch unterfinanziert, sowohl was die akademische Ausbildung als auch was die Feldarbeit betrifft. Jeder richtige Archäologe kann nur schon bei «mächtige Archäologen» bitter auflachen.
Bleibt nur die Frage: Wie schafft es so ein absoluter Schmarren zu Netflix? Der britische «Guardian» hat die Antwort herausgefunden. Der Sohn von Hancock sitzt bei Netflix an der Stelle, die die Aufträge verteilt.
Netflix: «Ancient Apocalypse»
Wertung: Null von fünf