Was einem nicht ins Weltbild passt, akzeptiert man nicht. Präsentiert mit Fakten, die das Gegenteil von dem zeigen, was man felsenfest glaubt, ignoriert man eine neue Beweislage lieber, als dass man seine Überzeugung ändert. In der psychologischen Fachsprache heisst diese Tatsache, die uns allen mehr oder weniger eigen ist, Confirmation Bias.
Confirmation Bias ist der Grund, weshalb Weltansichten und politische Meinungen oft so festgefahren sind, dass man sie auch angesichts überwältigender Gegenbeweise nicht ändert. Ob das nun der Glaube daran ist, dass die Erde flach ist, dass der wirtschaftliche Trickle-down-Effekt funktioniert oder dass die Sternkonstellation bei unserer Geburt Einfluss auf unser Leben nimmt. Salopp gesagt: Unser Hirn tut sehr vieles dafür, nicht eingestehen zu müssen, dass es falsch liegt.
Fantasiekinder sollten freigelassen werden – oder Menschen werden sterben
Tief in seinem Confirmation Bias verstrickt ist auch der Mann, mit dem es Gorniak, Schnabel und Winkler im heutigen «Tatort» zu tun bekommen. Seine Tochter ist seit einigen Jahren verschwunden – und der Mann stellt dies, befeuert von Internet-Verschwörungstheorien, in Zusammenhang mit anderen verschwundenen Kindern. Nun kidnappt er eine Journalistin und droht, sie zu erschiessen – wenn rund 150 nur in seiner Fantasie existierende Kinder, die seiner Überzeugung nach in den Kellern von Restaurants gefangen gehalten werden, nicht innert 24 Stunden befreit werden.
Das Beispiel mag extrem sein – aber die Mechanismen, die dieser «Tatort» zeigt, sind leider nur allzu real. Nur schon deshalb ist er Pflicht.
«Tatort»: «Katz und Maus», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf