Krimikolumne «Polizeiruf»
Hass aus der Vergangenheit

Autorin Silvia Tschui fand diesen «Polizeiruf» überraschend.
Publiziert: 10.06.2018 um 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2022 um 12:21 Uhr
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In dieser Szene bedroht Kommisar Bukow (Charly Hübner) Erik Meissner (Patrick von Blume).
Foto: NDR/Christine Schroeder

Angesichts der deutschen AfD bekomme ich die schweizerische SVP trotz der wiederholten und erwiesenen Verwendung von gefälschten Statistiken und schrecklichen populistischen Plakaten ja fast schon lieb. Man muss aber auch differenzieren: Wer je in Deutschlands Osten war und die dortige Perspektivlosigkeit erlebt hat, weiss auch, warum die Bevölkerung derart anfällig ist für die einfachen Parolen und vermeintlichen Hauruck-Lösungen der rechtsnationalistischen Partei – und weshalb der in weiten Landesteilen mittlerweile völlig normale Neonazismus in letzter Zeit stetiges Thema so mancher Sonntagabend-Krimis ist.

Auch der heutige «Polizeiruf» spielt in diesem Milieu. Die schöne, erfolgreiche, gemässigte Rechtspolitikerin Sylvia Schulte will Oberbürgermeisterin von Rostock werden. Alle Zeichen stehen auf einen überwältigenden Wahlsieg – da finden die Kommissare Alexander Bukow und Katrin König ihre Leiche auf einem Acker. Offenbar wurde die Politikerin lebendigen Leibes verbrannt. Bukow und König ermitteln in Schultes Vergangenheit und stossen dort auf zerrüttete Familienverhältnisse und einen tiefbraunen, radikalisierten Sumpf.


Ach, schon wieder Rechtsradi-kale, denkt man da stellenweise – und vermeint, die Lösung längst gefunden zu haben: Natürlich wurde die Politikerin als Verräterin von ihren alten Kollegen umgebracht, gähn. Umso unerwarteter präsentiert sich die Lösung – die im Übrigen nicht nur die Botschaft, dass Hass nur noch mehr Hass generiert, einleuchtend darstellt, sondern auch die paar Längen in der Geschichte teilweise wettmacht.

Polizeiruf: «In Flammen» 20.15, Das Erste

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