Es ist in einem mehr oder weniger aufgeklärten Jahrtausend eigentlich unverständlich: Aber königliche Insignien wie insbesondere Krönchen und Diademe erfreuen sich in gewissen Kreisen ungebrochener Beliebtheit. Was hierzulande, bevor sich die verantwortliche Organisation selbst herunterwirtschaftete, lange die Miss Schweiz war, sind in Deutschland anscheinend diverse Lebenmittelköniginnen. So gibts etwa, unter vielen, vielen mehr, die Bayerische Weisswurstkönigin, die Gladenbacher Kirschenkönigin, die Lampertheimer Spargelkönigin und natürlich im Land des Sauerkrauts auch eine Krautkönigin. Die ist aus Merkendorf, wo immer das auch ist.
Man erlaube mir wegen des Stichworts Sauerkraut einen kleinen Einschub: Mehr als ein Brite, und auch die eine oder andere Britin, die mir in meiner Zeit in England über den Weg gelaufen sind, hatte spasseshalber einen einzigen deutschen Satz im Repertoire. Und zwar diesen: «Ick habe Sauerkraut in meine Lejderhoüsen.»
Gerät das Würschtl an die Falsche?
Nebenbemerkungen beiseite, es geht ja um den «Tatort». Ein älterer Organisator der diversen Produktköniginnen-Wettbewerbe hatte ganz besonders Freude daran, seinen Spargel oder sein Weisswürschtl in den jeweiligen Königinnen zu versenken. Jetzt liegt er tot in seinem Büro, ausgerechnet vor der Wahl der Königinnen, die auf dem Kalender verewigt werden. Bienenstich-Allergie, Suizid, MeToo oder doch was ganz anderes? Batic und Leitmayr ermitteln zwischen glitzernden Krönchen und wogenden Décolletés in diversen Dirdln. Und das ist genauso vergnüglich, wie es klingt: Nämlich sehr.
«Tatort»: «Königinnen», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Vier von fünf