Zürcher Comedian Stefan Büsser
«Comedy ist keine Operation am offenen Herzen»

Stefan Büsser ist der Posterboy der Schweizer Comedy-Szene – und gefragt wie nie zuvor. Ob Podcast, Bühnenprogramm oder Late-Night-Show: «Büssi» ist dabei. Im Interview erklärt der Zürcher, wieso sein Tag für dieses Programm trotzdem nicht 30 Stunden haben muss.
Publiziert: 13.08.2023 um 01:15 Uhr
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Jongliert gefühlte 100 Sachen gleichzeitig: Stefan Büsser.
Foto: Siggi Bucher
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Stefan Büsser macht vieles, vieles gleichzeitig, vieles gleichzeitig gut – und dabei vor allem keine halben Sachen. Ob er als Co-Host beim SRF-«Donnschtig-Jass» fungiert, Anlässe moderiert, einen Podcast zum Bühnenprogramm modelliert oder die Nachfolge des prestigeträchtigen SRF-Late-Night-Programms übernimmt: Alles, was «Büssi» anfasst – so wird er von Wildfremden auf der Strasse angesprochen –, hat Hand und Fuss. Und Erfolg.

Man könnte meinen, es sei ein Ding der Unmöglichkeit, mit jemandem einen Interviewtermin zu finden, dessen Agenda aus allen Nähten platzt. Doch dem ist nicht so. Büssi setzt seit jeher auf Volksnähe, will seine Fans an seinem Leben teilhaben lassen. Zum Gespräch in Zürich erscheint er in Velofahrer-Montur. Er war auf der Waid. Da liege das Seefeld, wo wir uns treffen sollen, ja auf dem Weg. Später möchte er noch um den Zürichsee radeln. Nach einer Portion Sushi, einigen Umarmungen mit Ex-Kollegen von Radio Energy und einem Stück Rüeblikuchen erzählt uns der Tausendsassa der Schweizer Comedy-Branche von den letzten Monaten. Und geht dabei auch auf die Diskussion rund um eine weibliche Besetzung des neuen SRF-Comedy-Formats ein.

Stefan Büsser, Ihr Podcast «Comedymänner» beginnt jeweils mit der Frage «Wie geht es euch?» in die Runde. Das gebe ich jetzt mal so weiter.
Stefan Büsser:
(Lacht) Mir geht es sehr gut. Ich erlebe gerade einen entspannten Jass-Sommer. Das ist jeweils meine Lieblingsjahreszeit, weil ich einigermassen oft freihabe. Die Drehs für den «Donnschtig-Jass» finden im Vorfeld statt. Was jetzt kommt, ist die Kür.

Viel frei? Das überrascht mich bei den gefühlt 100 verschiedenen Dingen, die Sie tun.
Ich bin jeweils selbst erstaunt, wenn ich morgens in meine Agenda schaue und darin Termine sehe, an die ich gar nicht mehr gedacht habe. Aber ich muss auch gestehen: Ich kann schlecht Nein sagen. Ich habe extrem viele Interessen. Die vielen Hüte, die ich trage, trage ich weder aus Verzweiflung noch aus Geldnot. Wenn du am Morgen aufstehst und merkst, dass du viel zu tun hast, sich aber nichts wie Arbeit anfühlt, ist das eines der besten Gefühle, die es gibt.

Vor allem beim «Donnschtig-Jass» scheinen Sie regelrecht aufzublühen.
Für mich ist es bei der Sendung eine Mischung aus Dankbarkeit und Stolz. Ich bin dankbar, Teil dieses sensationellen Teams zu sein. Mit Rainer Maria Salzgeber habe ich nicht nur einen tollen Co-Host, sondern auch einen neuen Freund dazugewonnen. Stolz bin ich, weil es viel besser läuft, als wir uns alle erträumt haben.

Mit teilweise 50 Prozent Marktanteil ist das verständlich. Was macht den Erfolg von «Donnschtig-Jass» aus?
Jassen am TV funktioniert einfach. Wenn ich Leuten im Ausland erkläre, was wir da machen, fragen sich einige: «Wieso sollte man Menschen beim Kartenspielen zusehen?» Jassen ist eben viel mehr als das. Es ist ein national-verbindendes Element. Ausserdem merkt man uns als Team an, dass wir uns mögen. Die Leute denken vielleicht: «Das ist eine coole Truppe, da wäre ich gerne dabei.»

Gerne dabei wollen die Leute auch bei «Comedymänner» sein. Aus einer Spass-Idee in den Studios von SRF 3 wurde ein Podcast. Und daraus jetzt eine ausverkaufte Live-Comedy-Show.
Es gibt viele Parallelen zum «Donnschtig-Jass», bloss die Karten fehlen. Die ersetzen wir durch Pointen. Es ist auch hier die Chemie zwischen Aron Herz, Michael Schweizer und mir. Ich glaube, die Leute würden sich gerne zu uns setzen. Ich glaube auch, dass die verschiedenen Biografien viel ausmachen: Jeder von uns hat gewisse Anknüpfungspunkte, mit denen man sich identifizieren kann. Die «Comedymänner» sind nicht das Resultat einer Casting-Runde. Wir mögen uns tatsächlich (lacht).

Persönlich: Stefan Büsser

Stefan Büsser (38) hatte schon als Kind ein komödiantisches Talent – und er war ehrgeizig. Nach der KV-Lehre arbeitete er beim Radio. Neben seinen Aktivitäten bei Radio und Fernsehen entwickelte Büsser eigene Comedy-Programme und Podcasts. Seit 2019 fungiert er als Co-Moderator des «Donnschtig-Jass». Seine neue Late-Night-Show startet am 11. Februar 2024 auf SRF. Er wohnt mit seinem Zwergspitz Foxy in der Agglomeration von Zürich.

Stefan Büsser (38) hatte schon als Kind ein komödiantisches Talent – und er war ehrgeizig. Nach der KV-Lehre arbeitete er beim Radio. Neben seinen Aktivitäten bei Radio und Fernsehen entwickelte Büsser eigene Comedy-Programme und Podcasts. Seit 2019 fungiert er als Co-Moderator des «Donnschtig-Jass». Seine neue Late-Night-Show startet am 11. Februar 2024 auf SRF. Er wohnt mit seinem Zwergspitz Foxy in der Agglomeration von Zürich.

Nach Ihrem Bühnenprogramm haben Sie kaum Zeit zum Verschnaufen. Anfang 2024 feiert Ihre Late-Night-Show bei SRF Premiere. In den USA und Deutschland sind die Hosts solcher Formate Megastars. Das erzeugt bestimmt Druck.
Der Druck bei mir und Gabriel Vetter, der alternierend zu mir auf Sendung ist, ist immens. Aber man muss sich immer wieder vor Augen führen: Es ist eine Fernsehsendung. Und keine Operation am offenen Herzen. Oder wie Mario Torriani, der zu Beginn meiner Radiokarriere bei SRF 3 mein Vorgesetzter war, immer sagte: «Es stirbt niemand, wenn du einen Fehler machst. Du bist kein Chirurg.»

Die Nachfolge von «Deville» wurde medial heftig diskutiert. Es herrschte Unmut darüber, dass man sich wieder für männliche Hosts entschieden hat. Gibt es auch in der Comedy-Branche strukturellen Sexismus?
Die Comedybranche hat dieselben Herausforderungen wie die Gesamtgesellschaft, was Gleichstellung und Sichtbarkeit angeht. SRF fördert seit Jahren mit Formaten wie der «SRF Comedy Talent Stage» oder dem «SRF 3 Comedyzmorge» auch ganz gezielt Comedy-Frauen. Und auch ich habe in meinen Soloprogrammen vielen Newcomerinnen eine Auftrittsplattform gegeben.

Sie verstehen also, dass Frauen auch in der Comedy mehr Sichtbarkeit wollen?
Natürlich. Daran arbeitet man, das ist ein Marathon, kein Sprint. Es ist ja nicht so, dass man keine Frau gefragt hätte. Die beste Lösung wäre Hazel Brugger gewesen, die wollte aber nicht und deshalb sind jetzt Gabriel und ich zum Handkuss gekommen.

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