Alles begann am 20. Juli 1953 um 20:15 Uhr mit einem Testbild, schwarz-weiss, versteht sich. Es war mit leichter Musik unterlegt – und SRF offiziell geboren. Gefolgt wurde das Standbild von einer kurzen Dokumentation, in der ein Künstler seine Holzschnitt-Technik zeigte. Danach zeigte SRF den 35-Millimeter-Film «Mit der Swissair nach Ägypten», bevor das Programm um 21:15 mit einer Abmoderation endete.
Mehr zum Schweizer Fernsehen
70 Jahre später ist das Schweizer Fernsehen und Radio eine der ersten medialen Anlaufstellen für Unterhaltung und Information – und hat in sieben Jahrzehnten selbstredend auch einiges an Highlights und Skandalen fabriziert. Blick blickt mit SRF-Moderator Stefan Büsser (38) auf drei besondere TV-Momente zurück. Er moderiert am Sonntagabend «Gipfelstürmer – Büssis 25 unvergessene Schweizer TV-Geschichten» – nur ein Teil des umfassenden Jubiläumsprogramms des Senders.
«De Fuessballer Moldovan»
Der 5. Januar 1998 ist eigentlich ein Wintertag wie jeder andere. Dazu gehört auch, dass Moderatorin Gabriela Amgarten (61) planmässig einen Gast in ihrer Quiz-Show «Risiko» begrüsst. Es ist der 25-jährige Wirtschaftsstudent Tommaso R., der gekonnt von richtiger Antwort zu richtiger Antwort segelt – bis ihn Amgarten nach dem «Tagesschau»-Kopf 1997 fragte. Wie aus der Pistole geschossen antwortete R.: «Das isch de Fuessballer Moldovan gsi.» Falsch. Es wäre Unternehmer Rolf Bloch (1930–2015) gewesen, bei der nächsten Frage hätte die Moderatorin nach dem «Torkönig» hätte R. dann recht gehabt, Amgarten reagierte irritiert. Dennoch gewann der Student 95'000 Franken. Schnell wurde aber klar: Es handelt sich um Betrug. Ein Bekannter von R. hatte auf der Toilette einen Spickzettel versteckt, er war bei den Hauptproben dabei gewesen. R. musste monatelang ins Gefängnis. Auch Büsser hatte die Szene damals live mitverfolgt: «Selbst als Kind hatte ich Mitleid mit Gabriela Amgarten, die nicht recht wusste, wie ihr geschieht.» In solchen Situationen könne man mit Ehrlichkeit und Humor punkten, erklärt er – «auch, wenn man innerlich tausend Tode stirbt.»
Freiheit für Giorgio Bellini
Die Tagesschau-Hauptausgabe vom 3. Mai 1981 hätte durchaus nicht so glimpflich ausgehen können. Gegen 19.30 verschafften sich vier maskierte Personen Zutritt in den Regieraum des Newsformats. Zwei von ihnen gaben sich als Kriminalpolizisten aus – die beiden anderen stürmten das Sendepult, an dem Moderator Léon Huber (1936–2015) gerade die Nachrichten verlesen wollte. Sie legten ihm einen Zettel hin: «Bleiben Sie ruhig und fröhlich, Sie herzige Nikoläusli. Wir sind grad fertig, und Sie können weiterschaffen». Dann entrollten sie ein Transparent mit der Aufschrift «Freedom and Sunshine für Giorgio Bellini» («Freiheit und Sonnenschein für Giorgio Bellini»). Huber blieb ruhig und folgte den Anweisungen. Bei den Störenfrieden handelte es sich um politische Aktivisten, die die Freilassung des mutmasslichen Terroristen Giorgio Bellini (78) erzwingen wollten – sie konnten die Senderäume unerkannt wieder verlassen. Heute wäre so ein Zwischenfall in den SRF-Studios kaum mehr denkbar, räumt Moderator Büsser ein: «Seit den Anschlägen auf ‹Charlie Hébdo› sind in allen Medienhäusern, also auch bei SRF, die Sicherheitsmassnahmen verstärkt worden. Heute wäre das so wohl nicht mehr möglich.» Léon Huber habe grosse Ruhe bewahrt, sei professionell geblieben. Und Büssi gesteht: «Ich weiss nicht, ob mir das auch gelungen wäre.»
«Und zum Schluss noch dies ...»
Ein Satz aus der Tagesschau ist mittlerweile zum geflügelten Wort geworden: «Und zum Schluss noch dies ...». Er stammt von Moderations-Legende Charles Clerc (80) und signalisierte zum Ende der Sendung denn Beginn einer Art Zusatzsparte. Clerc machte sich während seiner Moderations-Karriere ein Spiel daraus, lustige Nachrichten in einer Rubrik zu sammeln und teilweise dramatischen Sendungen noch eine versöhnliche Wendung zu verleihen. Stefan Büsser kann sich noch bestens an «Und zum Schluss noch dies ...» erinnern – besonders an eine Episode, in der es um das Thema Aufklärung ging: «Von Charles Clerc ist mir nebst diesem Satz vor allem seine aufklärerische Moderation mit dem Kondom über dem Finger geblieben. Das finde ich noch heute einen erfrischend unverkrampften Umgang mit dem Thema in einem höchst seriösen Umfeld.»