Eklat um Nemo (24). Nach wenigen Minuten bricht der ESC-Star ein Interview mit dem «Bieler Tagblatt» ab. Dabei war es das erste Gespräch überhaupt in der Lokalzeitung aus Nemos Heimatstadt, seit das Musiktalent für die Schweiz den Eurovision Song Contest im schwedischen Malmö gewann.
Schon die Vorbereitung für das 15-minütige Gespräch mit der «Bieler Tagblatt»-Journalistin war konfliktbeladen. Denn Nemos Management hielt im Vorfeld schriftlich fest, dass politische und private Fragen unerwünscht seien, der Fokus auf der Musik liegen solle. Dies, obwohl sich Nemo seit seinem Sieg für die Einführung des dritten Geschlechts einsetzt – und der ESC durch den Krieg im Nahen Osten in einer politisch aufgeladenen Atmosphäre stattfand. Das «Bieler Tagblatt» wiederum berief sich auf die journalistische Freiheit, alle Fragen stellen zu dürfen, auch politische.
Nemo inmitten eines Machtkampfes
In diesem Spannungsfeld zwischen Management und der Zeitung war das Interview angesetzt. Für Blick schätzt PR-Profi und Kommunikationsspezialist Ferris Bühler (48) den Eklat ein. Er sagt: «Für Nemo war es unmöglich, den Termin unbefangen wahrzunehmen.» Als nach wenigen Minuten die Fragen um den «politisch aufgeladenen ESC gehen», unterbricht das Management, das beim Interview vertreten ist.
Nemo sagt: «Ich muss sagen, ich fühle mich bei dem ganzen Interview nicht wohl. Die Fragen fühlen sich an wie ein Angriff. Dass das von Biel kommt, macht mich sehr traurig, ehrlich gesagt.» Für Ferris Bühler ist klar: «Nemo hätte das Interview nie geben dürfen.» Im Machtkampf zwischen Management und der Zeitung sei klar gewesen, dass es unmöglich für Nemo sein wird, diesen zu gewinnen.
So wirkt sich der Eklat aufs Image aus
Ob und wie sich das auf Nemos Image auswirkt, auch dazu hat Ferris Bühler eine klare Meinung. «Nemo wird durch den Interview-Abbruch als schwierig eingestuft. Seien wir ehrlich, niemand will mit jemandem, der Musik macht, nur über Musik sprechen. Am Schluss muss sich auch Nemo bewusst sein, dass das Interesse auch an Privatem immer da sein wird und im Rahmen des ESC auch die politische Meinung.»
In der Folge werde das Seilziehen zwischen Medien und Management durch dieses Beispiel noch angespannter, Fragen noch mehr zensiert, vorgängig genauer abgesprochen und dann entschieden, ob das Interview gegeben wird oder nicht. «Medien lassen sich sicher nichts vorschreiben, das ist auch gut so», so Bühler, der es zwar richtig findet, dass Nemo das Gespräch abgebrochen hat und so als positiven Nebeneffekt authentisch geblieben sei.
Im Endeffekt gebe es nur Verlierer. Das «Bieler Tagblatt», das mit Nemo wohl nicht so schnell ein weiteres Interview bekommt. Das Management, das sich keinen Gefallen tut, indem es Fragen verbieten will, und Nemo, den Star, der den Machtkampf ausfechten musste.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde geschrieben, dass Nemo eine Frage zur israelischen ESC-Teilnehmerin Eden Golan gestellt bekam, woraufhin Nemo das Gespräch abgebrochen habe. Dies ist falsch und wurde dementsprechend angepasst.