Es war das erste Interview seit dem Sieg von Nemo (24) am ESC in Malmö vor drei Monaten, das die Lokalzeitung von Nemos Heimatstadt mit dem ESC-Star führen durfte. Gerade mal 15 Minuten hatte Nemos Management für das Interview mit dem «Bieler Tagblatt» eingeplant. Doch bereits nach wenigen Minuten brach Nemo das Interview ab. Die Zeitung stellte politische Fragen – das war unerwünscht.
Der Hintergrund: Vor dem Interview stellte Nemos Management folgende schriftliche Bedingung: «Das Thema des Interviews soll die Musik sein. Bitte vermeidet jegliche politischen Fragen oder Fragen zu Nemos Privatleben.»
Zeitung bestand darauf, alle Fragen zu stellen
Das «Bieler Tagblatt» allerdings wollte nicht auf die Bedingung eingehen und verwies auf das Presserecht, wonach Journalistinnen und Journalisten frei Fragen stellen dürfen. Schlussendlich gab Nemos Management das Einverständnis, dass die Lokalzeitung im Interview – für das laut dem «Bieler Tagblatt» erst nur fünf Minuten Zeit bewilligt waren, dann aber auf 15 Minuten ausgeweitet wurde – auch politische Fragen stellen dürfe.
Es herrscht also bereits eine angespannte Situation zwischen Zeitung und Management, bevor das Interview überhaupt stattfinden kann. Nemo erscheint zum Gespräch und beginnt, die erst unverfänglichen Fragen der Journalistin zu beantworten, die sich hauptsächlich darum drehen, dass der Eurovision Song Contest kommendes Jahr nicht in Nemos Heimatstadt Biel stattfindet, oder warum es über einen Monat dauerte, bis sich Nemo nach dem Sieg in Malmö Zeit für einen Empfang in Biel nahm.
«Ich fühle mich beim ganzen Interview nicht wohl»
So weit, so gut. Als die Journalistin den «politisch aufgeladenen ESC» anspricht, unterbricht Nemos Management und das Interview wird angebrochen. Nemo sagt daraufhin: «Ich muss sagen, ich fühle mich bei dem ganzen Interview nicht wohl. Die Fragen fühlen sich an wie ein Angriff. Dass das von Biel kommt, macht mich sehr traurig, ehrlich gesagt.»
Und weiter: «Ich hatte andere Interviews mit anderen Medien aus der Schweiz, die waren megaschön. Dort habe ich mich verstanden gefühlt und spürte ein ausgewogenes Interesse des Gegenübers. Hier fühlt sich jede Frage wie eine Provokation an. Ich habe keine Lust, das Interview so weiterzuführen.» Das «Bieler Tagblatt» entschied sich, das Interview Nemo und dem Management samt Abbruch-Passage vorzulegen, um es dann abzudrucken.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde geschrieben, dass Nemo eine Frage zur israelischen ESC-Teilnehmerin Eden Golan gestellt bekam, woraufhin Nemo das Gespräch abgebrochen habe. Dies ist falsch und wurde dementsprechend angepasst.
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