«Können wir den Sänger im Zug schauen?», fragt die fünfjährige Tochter der Genfer Stadtpräsidentin Christina Kitsos (43) fast jeden Tag. Sie meint den Nemo-Clip zum Gewinnersong «The Code», mit den Tanzszenen im Bahnwagon.
Der ESC beschäftigt Kitsos nicht nur wegen ihrer Tochter: Die Sozialdemokratin, die dieses Jahr turnusmässig die Stadt präsidiert, möchte den grössten Musikevent an den Genfersee holen. Und vieles deutet darauf hin, dass es klappen wird.
Am Freitag gab die SRG bekannt, welche zwei Städte als Austragungsort des ESC noch infrage kommen. Genf und – zur Verblüffung vieler – Basel. Mitfavorit Zürich gehört nicht mehr zu den Kandidaten. «Das hat uns ehrlich überrascht. Wir hatten mit Zürich gerechnet», sagt Christina Kitsos.
Tatsächlich wäre Zürich mit seiner Infrastruktur und Grösse ein naheliegender Austragungsort. Doch nebst allen technischen Anforderungen, wie Hallengrössen, Hotelbetten, Transport- und Sicherheitskonzept, spielte für die SRG vor allem auch die lokale und regionale «Motivation» und «Unterstützung» eine Rolle.
Referendum auch in Genf? Kaum
Bei den Verliererstädten war das nicht gegeben: Im Kanton Bern äusserte sich Regierungsrat Philippe Müller mit kontroversen Worten gegen die Kandidatur («ESC: Bleib' fern von Bern!»). In Zürich wollte die Stadt zwar offiziell, zeigte sich aber zögerlich. Sowohl in Bern/Biel, als auch in Zürich drohten zudem Referenden aus dem Umfeld der SVP. «In Genf halte ich das Risiko eines Referendums für sehr gering», sagt Kitsos. Sowohl im städtischen als auch im kantonalen Parlament gab es praktisch keinen Widerstand in Genf. Dasselbe gilt für Basel. Dort muss jedoch das Dach der St. Jakobshalle statisch verstärkt werden.
In den nächsten Wochen geht es ans Eingemachte: Delegationen besuchen die Austragungsorte Genf und Basel und prüfen die Kandidaturen vor Ort. Ein zentrales Argument bleibt das Geld. In Basel sind es 30 bis 35 Millionen. Genf hat 30 Millionen zusammen. «Wir werden in den nächsten Wochen versuchen, die Privatwirtschaft anzuzapfen», sagt Kitsos
Zudem will Kitsos mit ihrem Team daran arbeiten, ihre Kandidatur breit abzustützen: «Der ESC soll die Möglichkeit für alle Deutschschweizer sein, Genf zu entdecken. Sollte der ESC nach Genf kommen, wollen wir einen Event für alle Schweizerinnen und Schweizer veranstalten». So denkt Kitsos über Kooperationen mit Biel nach, der Heimat von Nemo.
«Ich mag seinen Song wirklich sehr», sagt Kitsos. Mit ihrer Tochter habe sie wertvolle Gespräche geführt, weil diese unter anderem fragte, wieso Nemo einen Rock trage. «Das zeigt, welche Kraft Musik haben kann. Genau deshalb wollen wir den ESC in Genf.»
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