Die Anschuldigungen werden immer weitreichender: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Zürcher Model-Agent James N.* (33) wegen sexueller Belästigung und sexueller Nötigung. Bislang hörte man vor allem von jungen Männern, dass sie von James N. in Bedrängung gebracht worden seien. Nun erhebt auch eine Frau Vorwürfe.
Diane Hoffmann (18) aus Zürich lernte James N. im Sommer 2019 über einen Freund kennen, der damals bei der Agentur von James N. unter Vertrag war. «Ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden. Er sagte mir, er wolle mir helfen, neue Kontakte in der Modebranche zu knüpfen. Und er machte einen seriösen, professionellen Eindruck.», erzählt das Model.
James N. sei immer zu einem Flirt aufgelegt gewesen: «Und suchte immer die Nähe. Ich dachte mir nie etwas dabei, weil er ja schwul ist.» So sei es auch bei einer Poolparty gewesen, die Diane Hoffmann, damals noch 17-jährig, auf die Einladung des Agentur-Bosses besucht habe. «Es gab sehr viel Alkohol. Viele Männermodels, ich und meine beste Kollegin waren im Wasserbecken», erzählt sie. «Dort fing er an, an uns rumzutatschen und uns abzuküssen. Als wir die Feier verliessen, fühlten wir uns total komisch.»
Die Hand unter dem T-Shirt
Erst vor einem Monat bei einem Treffen mit James N. und drei Freunden am Zürichsee beschloss Hoffmann den Kontakt zum Model-Scout abzubrechen. «Ich trug ein lockeres T-Shirt ohne BH. Als er dies bemerkte, grapschte er mir unter das Oberteil mit seiner Hand an die Brüste.» Sie habe klar gesagt, sie wolle das nicht. Trotzdem machte er weiter. «Irgendwann fing er an, mein T-Shirt immer wieder hochzuziehen. Er wollte die Grenzen austesten.»
Das Fass zum Überlaufen habe schliesslich ein spontaner Videoanruf mit einem anderen Model-Scout gebracht. «Plötzlich zog er mein T-Shirt ganz rauf, zeigte dem mir unbekannten Typ meine Brust und sagte: ‹Oh mein Gott, schau mal ihre Brust an›. Total respektlos. Von da an war James bei mir unten durch.»
Auch Prominente kannten Machenschaften von Modelagentur-Chef
Die aktuellen Vorwürfe um James N. hätten ihr die Augen noch weiter geöffnet. «Mittlerweile fühle ich mich nur noch ekelhaft, dass ich so einer Person vertraut habe», sagt sie. «Ich fühle mich komplett betrogen. Ich bin schockiert, dass ich mit jemanden befreundet war, der solche Dinge getan hat. Es tut mir leid für alle betroffenen.»
Anwalt bestreitet Vorwürfe
Gegen James N. wird in einem Fall bei der Staatsanwaltschaft ermittelt. Aus den Kreisen der mutmasslichen Opfer weiss BLICK, dass ein Dutzend Personen bis Ende Woche Anzeige erstatten wollen. Der Anwalt von James N. weisst auf die Unschuldsvermutung hin. «Mein Klient bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, da die sexuellen Handlungen einvernehmlich waren», schreibt er in einem Statement.
* Name geändert