Assistentin wollte Model-Agent schon 2017 stoppen!
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Betroffene erzählen:Schwere Vorwürfe gegen Zürcher Modelagentur-Besitzer

Das perfide Sex-System des Männer-Scouts James N. (33)
Assistentin wollte Model-Agent schon 2017 stoppen!

Die schweren Vorwürfe gegen den Agenturbesitzer James N. werden immer lauter. Nun meldet sich auch seine ehemalige Assistentin zu Wort.
Publiziert: 09.06.2020 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2020 um 15:23 Uhr
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Sarah P. arbeitete rund drei Jahre nebenberuflich in der Agentur von James N.
Foto: Zvg
Michel Imhof und Nicolas Lurati

Die Vorwürfe nehmen nicht ab. Immer mehr Opfer melden sich und erzählen von ihren Erlebnissen mit Modelagentur-Besitzer James N.* (33). Die Anschuldigungen reichen von sexueller Belästigung bis Nötigung. Jetzt äussert sich auch seine ehemalige Assistentin zum Vorfall.

Sarah P.* (23) arbeitete von 2016 bis 2018 zwei Tage wöchentlich neben der Mittelschule in der Agentur von James N. Besonders ein Erlebnis sei ihr dabei in Erinnerung geblieben. «Während dieser Zeit kamen drei Models auf mich zu und erzählten mir, dass James ihnen sehr nahe gekommen sei und versucht habe, sie anzufassen. Und dass ihnen das sehr unangenehm gewesen sei.» Sie habe ihren Chef direkt auf den Hinweis angesprochen. «Ich beharrte darauf, dass er unverzüglich damit aufhören solle, sagte, das sei unprofessionell und unangenehm für die Models.» Danach habe ihr Vorgesetzter ihr versichert, dass das nicht mehr vorkommen werde, einen ähnlichen Vorfall habe es in der Folge nicht mehr gegeben.

Sie warnte ihn vor Jahren schon

Auch auf den sozialen Medien habe sie James N. zurechtweisen müssen. Aus einem Chatverlauf aus dem Jahr 2017, der BLICK vorliegt, geht hervor, dass sie schon einmal wegen eines Social-Media-Beitrags mit posierenden, jungen Männern im Fotostudio einschreiten haben müsse. «Ich würde das Live-Video löschen, ich habe viele unangebrachte Kommentare erhalten», schrieb sie darin. «Ich habe circa fünf Nachrichten bekommen von Leuten, die verstört sind wegen deiner Whatsapp-Story.» Die Antwort vom Chef? «Ja, und? Don't care», also «Interessiert mich nicht». Doch sie liess nicht locker: «Auf Instagram würde ich es löschen. Es wirkt ein wenig unseriös.» Auch das brachte den Chef nicht zum Umdenken. «Echt konservativ bist du», schrieb er ihr.

Seit Sonntag haben sich viele der mutmasslichen Opfer von James N. formiert und über eine Internetseite ihre Geschichten erzählt. Belege sollen zeigen, wie der Model-Agent seine Position ausgenützt hatte. Auszüge aus Chat-Unterhaltungen lesen sich wie folgt: «Offen, um am Samstag Spass zu haben? Du weisst, wo ich dich hingebracht habe, oder?», oder «Zeig, dass du heiss und spitz bist. Und nicht schüchtern. Das macht ein Topmodel aus». Zwei Betroffene erzählten BLICK, wie James N. sie zu Oral- respektive Analsex gedrängt habe.

Er habe E-Mails mit falschem Namen verschickt

Von diesen Vorfällen habe Sarah P. nichts mitbekommen. «Das Ausmass seiner Übergriffe war mir nicht bewusst. Ich war bei keinem dieser Vorkommnisse anwesend», hält sie fest. Trotzdem wird ihr Name nun mit ins Spiel gebracht, ein E-Mail an ein Model kursiert, in dem sie einem betroffenen Model schreibt: «Bezüglich dem Anfassen gehört es im Modelbusiness dazu, damit umzugehen, und man sollte keine Probleme damit haben.» Sarah P. verteidigt sich: «Von der Agentur wurden in meinem Namen E-Mails mit verstörenden Inhalten an Models verschickt. Davon hatte ich bis Montagnachmittag keine Kenntnis», sagt sie. «Ich bin perplex und werde Anzeige erstatten.»

Auf Anfrage bestätigt die Staatsanwaltschaft, dass sie aufgrund einer Strafanzeige gegen James N. wegen sexueller Belästigung und sexueller Nötigung ermittelt. James N. wollte sich gegenüber BLICK nicht äussern, sein Anwalt weist auf die Unschuldsvermutung hin. «Mein Klient hat sich bei Fotoshootings nie selber befriedigt. Falls es zu sexuellen Handlungen gekommen ist, waren diese immer einvernehmlich», schreibt er in einem Statement. «Mein Klient hat nie einem Model einen Vorteil im Gegenzug für sexuelle Handlungen versprochen.» Die Stadtpolizei Zürich bittet weitere mutmassliche Opfer, sich bei ihnen zu melden.

* Namen geändert

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