«Junge Frauen werden wie Ware behandelt»
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Models packen aus:«Junge Frauen werden wie Ware behandelt»

Nach Belästigungs-Vorwürfen gegen Modelagentur-Chef melden sich auch Prominente
«Er versuchte mich zu küssen»

Nachdem die Belästigungsvorwürfe gegen den Zürcher Modelagentur-Chef James N.* bekannt wurden, melden sich auch immer mehr Prominente, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Publiziert: 09.06.2020 um 18:50 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2020 um 15:23 Uhr
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Marco Tornese (Bild) machte im Herbst Bekanntschaft mit Model-Scout James N.
Foto: Instagram
Michel Imhof

Seit Sonntag erheben immer mehr mutmassliche Opfer des Zürcher Modelagentur-Chefs James N. (33)* schwere Vorwürfe. Er habe viele seiner Models sexuell belästigt oder sogar zu Sex gedrängt, heisst es. Nun melden sich auch prominente Stimmen, die mit dem Unternehmer zu tun hatten. Die Vorwürfe würden ihren Eindruck bestätigen, sagen sie.

Im letzten Herbst habe der ehemalige Teilnehmer der RTL-Sendung «Prince Charming» Marco Tornese (36) den Agentur-Boss kennengelernt. «An meiner Abschlussparty vor der Abreise zu den Dreharbeiten der Dating-Show», erinnert er sich. «Dort haben wir uns über die Modelbranche unterhalten und er meinte, er sehe mich bei den grossen Namen in New York. Schlussendlich tauschten wir die Nummern aus.»

Danach hätten sie sich zwar nicht wiedergesehen. «Aber er fing an, mir zu schreiben und Bilder zu verlangen. Darunter auch Nacktbilder.» Das sei ihm dann zu unprofessionell geworden. «Ich habe direkt alles abgeblockt. Ich bin über dreissig Jahre alt, habe schon Erfahrung, aber vielleicht haben das jüngere Models nicht. Diese gilt es zu schützen», meint er.

Nach dem Shooting wollte er küssen

Bereits vor zehn Jahren hatte «Shiva Live TV»-Geschäftsführer Denis Clyde (26) mit James N. zu tun. «Ich war etwa 16 Jahre alt und wurde zu einem Shooting eingeladen. Er gab mir die Designerklamotten und wir machten coole Fotos», erzählt er. «Nachher setzten wir uns auf ein Sofa. Dort legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und versuchte, mich zu küssen. Ich ging direkt nach Hause und habe nicht mehr auf seine Nachrichten reagiert.»

Vor ein paar Jahren habe er sich dann wieder bei ihm gemeldet. «Er sagte, er wolle mir jemanden vorstellen. Aber auch da habe ich nicht reagiert.» Seine Stimme, so Clyde, wolle er nun denen geben, die nicht den Mut haben, abzublocken. «Bei mir haben sich schon viele Betroffene gemeldet. Das Ausmass dieser Sache schockiert mich zutiefst.»

Auch in «Bachelorette»-Kreisen kennt man James N. Der Gewinner der «Bachelorette»-Staffel von 2019, Kenny Leemann (24), war als 18-Jähriger in der Agentur des Beschuldigten. «Aber bei diesem Mensch hatte ich schnell genug», schreibt er auf Instagram. N. habe ihm grosse Versprechungen gemacht, gesagt, er wolle mich «an die Fashionweek in Milano mitnehmen. Aber wenn du dann Aufträge willst, musst du halt auch mit einem Typ ins Bett».

Zu der Reise sei es nie gekommen, doch nach einer gewissen Zeit gab Leemann dem Model-Scout eine zweite Chance. Auch da versuchte N., das auszunutzen. Er sagte: «Ich muss dich wohl noch etwas lockern. Du bist noch zu verkrampft.» Darauf habe er Leemann in einen Abstellraum gezogen. «Und dort hat er mich betatscht.»

Er bat ihn, sich heiss und spitz auf den Bildern zu zeigen

Auch der «Bachelorette»-Kandidat von 2015, Emanuel Brunner (29), kennt die Machenschaften von James N. «Als ich in der Dating-Show mitmachte, fing er an, mir zu schreiben, zu fragen, ob ich modeln wolle und er war ziemlich penetrant», erinnert Brunner sich. «Er forderte auch immer einschlägigere Bilder von mir, sagte, ich solle mich heiss und spitz auf den Bildern zeigen.» Angesprungen sei er auf diese Anfragen nie. «Ich bin weder zu ihm ins Studio gegangen, noch habe ich auf die Anfragen geantwortet.»

Die Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl ermittelt wegen sexueller Belästigung und sexueller Nötigung in einem Fall gegen James N. «Er wurde am 4. Juni von der Polizei befragt und bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, da die sexuellen Handlungen einvernehmlich waren», schreibt sein Anwalt in einem Statement. «Mein Klient war nie in Untersuchungshaft. Es gilt die Unschuldsvermutung.»

Anwalt spricht von Hetzkampagne

Zudem weist er darauf hin, dass sich in der Agenturkartei von James N. nur zwei minderjährige Models befanden, beide waren 17 Jahre alt. «Mein Klient hat sich an diesen Models nicht vergangen und hat sich auch sonst nie an minderjährigen Models vergangen.» Zudem habe sich James N. bei Fotoshootings nie selber befriedigt. Auch den Vorwurf der Ausnutzung seiner Machtposition will der Anwalt nicht geltend machen: «Mein Klient hat nie einem Model einen Vorteil im Gegenzug für sexuelle Handlungen versprochen.» Der Anwalt spricht von einer Hetzkampagne gegen seinen Klienten, Statements von James N. gebe es vorläufig keine.

* Name geändert

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