Auf einen Blick
- Theatermacher Erich Vock und Hubert Spiess beenden ihre Karriere nach letzter Spielwoche
- Das Paar spricht über Älterwerden, Vorurteile und die Zukunft des Unterhaltungstheaters
- 50 ausverkaufte Vorstellungen in Folge und 99 Prozent Auslastung vor Karriereende
Endspurt für zwei ganz Grosse: Die Theatermacher Erich Vock (62) und Hubert Spiess (60) starten am Montag in ihre allerletzte Spielwoche. Nach der Dernière der «Kleinen Niederdorfoper» im Bernhard Theater vom kommenden Sonntag werden die beiden ihr Büro räumen und sich von der Bühne verabschieden. «Wir gehen in den Unruhestand», meint Vock mit einem grossen Lachen. Blick hat mit dem Paar, das privat seit 31 Jahren liiert ist und im Sommer 2023 Hochzeit feierte, gesprochen, bevor die beiden in den – von ihnen so betitelten – letzten Lebensabschnitt starten.
Blick: «Der letzte Lebensabschnitt» klingt etwas trist. Wieso benennen Sie das so?
Erich Vock: Klingt es, als wären wir kurz vor dem Sterben? (Lacht.) Es ist tatsächlich die Realität: Wir schliessen unser aktives Berufsleben am 9. Februar ab. Die Pension ist unser letzter Lebensabschnitt, der hoffentlich lange dauert. Aber klar, es wird einem schon bewusster, dass das Leben endlich ist.
Hubert Spiess: Aber es ist sicher auch ein Geniessen. Jetzt sind wir frei und können spontan reagieren, ohne berufliche Verpflichtungen.
Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Spiess: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mich nicht stört, wenn plötzlich etwas wehtut, man nicht mehr dieselbe Energie hat wie früher und man merkt, wie sich das Gesicht und der Körper verändern. Aber das Gegenteil von Altwerden ist jung zu sterben. Dann werde ich lieber alt und schrumpelig.
Vock: Ich habe mit dem Alterungsprozess überhaupt keine Mühe. Hoffentlich verändert sich das Gesicht! Ich finde es immer seltsam, wenn ich Leute wieder treffe, die heute jünger aussehen, als bei unserem letzten Zusammentreffen vor zehn Jahren. Das ist doch absurd! Das Alter hat auch viele Vorteile: Man ist gelassener. Man kann, man darf, aber man muss nicht mehr!
Mit welchen Vorurteilen hatten Sie während Ihrer Karriere zu kämpfen?
Vock: Es stand einfach immer im Raum: Wer Unterhaltung macht, muss ein bisschen doof sein. Dieses Vorurteil zeigt schon, wo das Lachen bei uns im deutschsprachigen Raum platziert wird: Lachen ist unten, der Intellekt ist oben. Dabei vergessen viele, dass das Herz dazwischen ist.
Spiess: Wir wurden oftmals nicht ernst genommen. Es herrschte immer wieder eine Dünkelhaftigkeit, beispielsweise von Kollegen von renommierten Theaterhäusern. Und weil wir Märchen spielten, hiess es, für mehr reiche es wohl nicht. Am Ende machen wir alle das Gleiche: Wir unterhalten das Publikum, egal, ob wir in einer Tragödie oder einer Komödie auf der Bühne stehen.
An welchem Punkt verlassen Sie die Unterhaltungstheaterszene?
Vock: Wenn ich sehe, dass wir seit dem 22. Dezember 2024 bis zur Dernière 50 Vorstellungen hintereinander ausverkauft gespielt haben und auch davor eine Auslastung von 99 Prozent hatten, ist das doch ein gutes Zeichen. Das ist nicht nur unseretwegen, sondern auch weil die Leute sich nach einem heiteren Theaterabend sehnen. Das Schweizer Unterhaltungstheater ist in einem guten Zustand. Da ist ein guter Boden gelegt, auf dem nun andere drauf aufbauen können.
Wie sieht die Zukunft des Unterhaltungstheaters aus?
Spiess: Es gibt eine riesige Comedyszene. Deshalb wird alles wohl mehr in diese Richtung gehen. Und es ist schön zu sehen, wie beispielsweise Ramona Fattini, die von uns die Zürcher Märchenbühne übernommen hat, auch im Bernhard Theater die Produktion einer neuen Komödie auf die Beine stellen wird. Ein Abschied macht immer auch Platz für Neues.
Wie oft wird man Sie nach Ihrem Bühnenabschied im Publikum sehen?
Spiess: Oft! Das Theater war unser Leben und wird es auch weiterhin sein. Jetzt einfach von der anderen Seite. Jetzt können wir geniessen.
Vock: Es wäre ja etwas seltsam, wenn es uns jetzt so schmerzen würde ins Bernhard Theater oder ins Theater am Hechtplatz zu gehen, nur weil wir beide mit dem Theaterspielen aufhören. Wir wollen ja wissen, wie sich alles weiterentwickelt.
Was ist Ihr Wunsch für die nächsten Jahre?
Spiess: Dass wir gesund und mobil bleiben, damit wir unsere neue Zeit für Reisen richtig ausnützen können. Dann hoffen wir, dass uns unser Freundeskreis erhalten bleibt und wir jetzt mehr Zeit für unsere Liebsten haben.
Vock: Und dass die dunklen Wolken, die sich überall auf der Welt zusammenbrauen, sich nicht zu einem Sturm verdichten. Das beunruhigt uns sehr.
Inwiefern?
Spiess: Ich bin Österreicher, wir haben ein Haus dort und sind entsetzt, welche, rechten Kräfte dort an die Macht zu kommen scheinen. Diese Entwicklung zeigt sich ja auch in anderen Ländern, beispielsweise Deutschland und in den USA. Ich habe grosse Angst, dass alle Rechte, für die man gekämpft hat und Toleranz und Offenheit, dass diese Werte langsam wieder verschwinden.
Vock: In unserer Gesellschaft ging viel Zivilcourage verloren. Die Leute schauen lieber weg, anstatt sich um den anderen zu sorgen. Und man hört sich nicht mehr zu und verliert die Diskussionskultur.
Woran liegt das?
Spiess: Oft wird ja gar nicht mehr der Weg zum Gespräch gesucht, wenn jemand eine andere Meinung hat. Sprache findet immer weniger statt. Jeder versteckt sich hinter dem Handy und schreibt lieber, bevor man anruft. Es spielt vieles mit. Ich will mich beispielsweise im Ruhestand von den sozialen Medien verabschieden. Ich kann das doch nicht unterstützen, wer da dahintersteckt und welcher Mist da ungefiltert verbreitet wird.
Sie waren als Paar schon immer politisch engagiert.
Spiess: Uns als schwules Paar zu verstecken, war für uns keine Option. Das war noch zu Zeiten, als sich wenige öffentliche Personen geoutet haben. Das hat sich zum Glück verändert, und ich hoffe fest, dass es so weitergeht.
Wie sieht die letzte Spielwoche bei Ihnen aus?
Vock: Wie eine normale Spielwoche. Wir haben nichts anderes geplant. Am Sonntag ist die Dernière, am Montag danach ein grosses Fest für unsere Wegbegleiter. Und Ende Monat werden wir, nachdem wir unser Büro geräumt haben, in Richtung Spanien fahren.
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