SRF-Aushängeschild Urs Gredig über sein Gehalt
«In der Schweiz wird man nicht des Lohnes wegen TV-Moderator»

Als Talkmaster trat er einst in die Fussstapfen von Roger Schawinski, als Newsmoderator ist er kaum mehr aus dem SRF-Programm wegzudenken. Im Interview spricht Urs Gredig über Filme, die ihn zu Tränen rühren, seine Familie und seine Träume.
Publiziert: 02.06.2024 um 00:17 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2024 um 06:47 Uhr
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Urs Gredig feiert sein SRF-Jubiläum: Seit 20 Jahren steht er für den Sender vor der Kamera.
Foto: SRF/Gian Vaitl
Remo Bernet, Glückspost
Glückspost

Er mauserte sich in den letzten Jahren zu einem der grossen Aushängeschilder von SRF: Urs Gredig (53). Neben seiner jahrelangen Erfahrung als Newsmoderator bei «10 vor 10» führt er seit 2020 auch durch die eigene Talkshow «Gredig direkt». In diesem Jahr feiert er sein grosses Jubiläum: Seit 20 Jahren steht der Davoser für SRF vor der Kamera. Noch zu Beginn des Gesprächs meint er: «Ein schnelles Interview ist gut. Ich habe nicht viel Zeit.» Doch genau wie seine Gäste im TV, wird auch er gerne mal etwas ausführlicher in seinen Antworten.

Glückspost: Wie feiern Sie Ihr Jubiläum?
Urs Gredig: Lustigerweise hatte ich das gar nicht auf dem Schirm. Die Zeit ist sehr schnell vorbeigegangen. Ich weiss noch gar nicht, wie ich das feiern soll und ob ich überhaupt feiern kann. Ich bin ehrlich gesagt vor allem mal überrascht, dass es so lange her ist, seit ich erstmals vor der Kamera stand.

Mögen Sie sich noch an Ihre erste Sendung erinnern?
Ja, das war eine «Tagesschau Nacht», die war damals um halb eins oder halb zwei in der Nacht. Also wirklich mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit, was sicher auch gut war. Denn ich war unglaublich nervös.

Und wie verlief die Sendung?
Ich hatte fast keine Zeit, um mich vorzubereiten. Die Chefs haben mich auf den Schirm gelassen, am Schluss ist alles gut gegangen. Lustigerweise bin ich heute nicht mehr nervös. Das hat sich gelegt.

Was sagen Sie zur Kritik, dass Sie zu langweilig sind?
Wer sagt denn so etwas? Persönlich sagt mir das eigentlich niemand, und ich selbst empfinde mich auch nicht als langweilig. Kritik an sich stört mich nicht. Ich finde, jeder, der moderiert, muss sich Kritik gefallen lassen. Mir ist auch klar, dass ich nicht allen gefallen muss. Aber die guten Einschaltquoten zeigen, dass ich nicht so schlimm sein kann.

Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?
Ich bin ein authentischer Interviewer, der die Leute mit Respekt behandelt. Gleichzeitig gehe ich mit einer gewissen Neugierde und Offenheit an die Themen heran. Ich hüte mich vor Vorurteilen.

Gehen Ihnen nach fast 150 Ausgaben «Gredig direkt» nicht bald die Gäste aus?
Das ist in der doch limitierten Schweiz ein Risiko. Aber Angst davor habe ich keine. Wir müssen vielleicht irgendwann einfach das Konzept anpassen, dass Leute ein zweites Mal kommen dürfen – was wir auch schon hatten – oder wir setzen mehr auf Gesprächspartner aus dem Ausland.

Wen wünschen Sie sich noch?
Den Papst oder Weltfiguren wie Barack Obama fände ich natürlich spannend.

Wieso hat das bisher nicht geklappt?
Das ist nicht ganz einfach und hat teilweise mit Glück zu tun, oft aber auch mit dem Netzwerk. Ausserdem sind wir als Schweizer Fernsehen international gesehen halt doch ein eher kleiner Fisch.

Wer von den Gästen war am mühsamsten?
Dazu schweige ich. Es sind nicht alle gleich spannend, das ist klar. Und es gibt tatsächlich auch wirklich mühsame Gäste – aber die sind glücklicherweise die Ausnahme.

Wie viel verdienen Sie im Monat?
Sagen wir es so: Ich beklage mich nicht. Aber die Leute haben manchmal schon ganz komische Vorstellungen, wie viel wir im TV verdienen würden. Eins kann ich sagen: In der Schweiz wird man nicht des Lohnes wegen TV-Moderator.

Persönlich: Urs Gredig

Urs Gredig liebt die Abwechslung. Denn die hart erarbeitete Stelle als Moderator der «Tagesschau»-Hauptausgabe gab er nach drei Jahren überraschend wieder ab, um als Korrespondent aus Brüssel (Belgien) zu berichten. Nach einem Abstecher zum «Club» wechselte er später gar für einige Zeit zum mittlerweile eingestellten Finanzsender CNN Money. Seit Anfang 2020 ist er zurück am Leutschenbach und führt neben «10 vor 10» auch durch seinen wöchentlichen Talk «Gredig direkt». Privat ist Urs Gredig mit der Zahntechnikerin und Journalistin Marion (49) verheiratet. Die beiden haben zwei gemeinsame Kinder.

Urs Gredig liebt die Abwechslung. Denn die hart erarbeitete Stelle als Moderator der «Tagesschau»-Hauptausgabe gab er nach drei Jahren überraschend wieder ab, um als Korrespondent aus Brüssel (Belgien) zu berichten. Nach einem Abstecher zum «Club» wechselte er später gar für einige Zeit zum mittlerweile eingestellten Finanzsender CNN Money. Seit Anfang 2020 ist er zurück am Leutschenbach und führt neben «10 vor 10» auch durch seinen wöchentlichen Talk «Gredig direkt». Privat ist Urs Gredig mit der Zahntechnikerin und Journalistin Marion (49) verheiratet. Die beiden haben zwei gemeinsame Kinder.

Wie schalten Sie ab?
Indem ich mich selbst zwinge, das Handy zwischendurch abzustellen und mich nicht vor den Fernseher oder Computer setze.

Was können Sie nicht gut?
Entspannen. Mir fällt es schwer, einfach mal abzuschalten.

Wofür sind Sie dankbar?
Meine Gesundheit und meine Familie.

Was können Sie von Ihren beiden Kindern lernen?
Sie leben im Moment, sind lustig und bringen das auch sehr gut rüber.

Wie denken Ihre Kinder über Ihre Arbeit?
Das ist bei uns kein grosses Thema. Wenn sie auf Sendungen angesprochen werden, wissen sie oft nicht, wer der Gast war. Ich hoffe und glaube, sie finden meine Arbeit gut, sollen sich aber lieber auf ihre eigenen Hobbys fokussieren.

Was ist der wichtigste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Ich komme aus einer Hoteliersfamilie, wir alle haben etwas mit Hotellerie oder Gastronomie gemacht. Doch man hat mir schon von früh auf gesagt: «Mach das, was dir Spass bereitet und fühl dich zu nichts gezwungen.»

Wann mussten Sie zuletzt weinen?
Bei einem Film über den Tsunami 2004. In der Schlussszene haben mich die Gefühle übermannt. Ich bin mittlerweile sentimentaler als früher.

Was bereitet Ihnen Kummer?
Wohl wenig überraschend: die aktuelle Weltlage mit dem Krieg und der Klimakrise.

Wann hatten Sie das letzte Mal Probleme mit der Polizei?
Das ist lange her – und wird wohl eine Parkbusse gewesen sein. Gröbere Probleme mit der Polizei hatte ich nie.

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Was nervt Sie am Älterwerden?
Man merkt, dass der Körper nicht mehr gleich funktioniert wie mit 30 – man hat schneller mal ein Gebrechen.

Wovon träumen Sie?
Ich habe mir ganz viel erfüllt von dem, was ich wollte. Und wenn ich mir etwas wünschen kann, dann mehr Zeit – für meine Liebsten und mich.

Wenn Sie einen Tag Bundesrat wären, was würden Sie ändern?
Dann würde ich ein bisschen mehr Gelassenheit in die ganze Politik hineinbringen. Ich habe manchmal das Gefühl, es sind ziemlich verhärtete Fronten und vieles läuft über Parteipolitik und auch in den entsprechenden Grenzen.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
«Scoops». Es geht darin auch um das Interview von Prinz Andrew mit der BBC, das weltweit für Schlagzeilen sorgte.

Was lieben Sie an Ihrer Ehefrau?
Es ist ein Gesamtpaket, das einfach stimmt. Wir sind auch schon mehr als 20 Jahre verheiratet und ich bin noch immer sehr glücklich, dass Marion sich für mich entschieden hat.

Wann hören Sie mit dem Fernsehen auf?
Keine Ahnung. Ich mache mir keine längerfristigen Pläne. Momentan erachte ich meine Arbeit noch als Traumjob und als ein Privileg.

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