Prinz Harry (36) und Herzogin Meghan (39) erschütterten das Haus Windsor im vergangenen Jahr in seinen Grundfesten. Am 8. Januar 2020 verkündeten sie auf ihrem Instagram-Account: Fertig Royal! Das Paar gab seinen Rücktritt als hochrangige Mitglieder der britischen Königsfamilie bekannt. Sie wollten unabhängig sein und ihr eigenes Geld verdienen. Vor allem wollten sie sich lösen vom Mief und den Pflichten, den der Beruf als Royal mit sich bringt – lächeln, winken und schön still sein.
In Anlehnung an den Brexit erklärte die Presse diesen Entscheid zum «Megxit». Und ähnlich wie der Austritt Grossbritanniens aus der EU begann das Chaos – vor allem für Harry und Meghan. Sie schufen den grösstmöglichen Abstand zwischen sich und Queen Elizabeth II. (94), der Matriarchin des Hauses Windsor, und zogen mit Sohn Archie (2) nach Kalifornien. Doch auch ein Jahr später müssen sie immer noch um ihre Freiheit kämpfen. Denn egal, was sie tun – jede Handlung wird auf die Goldwaage gelegt.
«Schamlos und beschämend»
Zum Beispiel ihre Millionendeals. Dank Verträgen mit den Streaming-Plattformen Netflix (120 Millionen Franken) und Spotify (22 Millionen Franken) stehen Harry und Meghan finanziell auf eigenen Beinen. Ohne Ihren Promi-Status, den sie vor allem auch dem Königshaus verdanken, wären diese Megasummen allerdings nie geflossen. Das brachte ihnen den Vorwurf ein, sie seien doch nur Profiteure.
Als sie mit ihrer Firma Archewell Ende des Jahres ihre erste Podcast-Folge veröffentlichten, liess die Häme nicht lange auf sich warten. Der «Telegraph» prophezeite ihnen spöttisch eine Zukunft im Frühstücksradio. «Good Morning Britain»-Moderator Piers Morgan (55) lästerte: «Ich denke, sie sind Nichtsnutze und Verschwender, die ihre königlichen Titel für riesigen kommerziellen Gewinn ausnutzen, während sie keine Pflichten erfüllen, die ein Mitglied der königlichen Familie erfüllen sollte. Es ist schamlos und beschämend.»
Einzige Option zum Schutze der Familie
Es sind solche Kommentare, die Harry und Meghan vertrieben haben. Der Exil-Prinz erklärte in einem TV-Interview vor einem Jahr, er habe ausser dem Royal-Rückzug keine andere Möglichkeit gesehen, seine Familie zu schützen. Er habe nicht das Spiel spielen wollen, «das meine Mutter getötet hat». Prinzessin Diana (1961–1997) war von der Presse auf Schritt und Tritt verfolgt worden. Selbst der Autounfall in Paris, bei dem sie starb, fand im Scheinwerferlicht statt. Auch Meghan hatte von Anfang an mit den hartnäckigen britischen Journalisten zu kämpfen.
Gab zuvor die Queen den Takt vor, versuchten Harry und Meghan in ihrem neuen Leben selbst zu bestimmen, wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Mit mässigem Erfolg: Als sie sich zum Volkstrauertag in den USA bei einer kleinen Zeremonie von ausgewählten Fotografen ablichten liessen, hagelte es dafür Kritik.
Das Pech verfolgte sie weiter. Das im August veröffentlichte Buch über ihre Beziehung «Finding Freedom» zeichnet ein unschönes Bild des Paares, indem es die Kluft zwischen Harry und seinem Bruder Prinz William (38) thematisiert und den Streit zwischen Meghan und Williams Ehefrau Herzogin Kate (39) beleuchtet.
Selbst für tragische Schicksalsschläge wurden die einstigen Darlings angefeindet. Im Juli erlitt Meghan eine Fehlgeburt. Im November schrieb sie in einem Essay in der «New York Times»: «Ich wusste, während ich mein erstgeborenes Kind umklammerte, dass ich mein zweites verliere.» Der Vorwurf der Öffentlichkeit: Meghan wolle sich damit nur profilieren.
Prinz Charles will eine verschlankte Königsfamilie
Royal-Expertin und Harry-Biografin Angela Levin überzeugt, dass Harry und Meghans Rückzug aus dem Königshaus nicht das Ende der britischen Royals bedeutet. «Prinz Charles wollte schon lange eine verschlankte Königsfamilie, auch wenn er anfangs nicht Harry meinte.»
Wird man die Royal Family 2021 wieder vereint sehen? «Ich denke, Harry kommt dieses Jahr für einen Kurzbesuch nach England, wahrscheinlich ohne Meghan. Alle werden höflich sein zu ihm, denn im Grunde lieben sie ihn. Aber es wird in Zukunft schwierig für die Familie, mehr als eine oberflächliche Beziehung zu führen», so Levin.
Ende März läuft die mit dem Königshaus vereinbarte Übergangsfrist ab. Dann müssen Meghan und Harry endgültig entscheiden. Bleiben sie Teil der Royals, behalten ihre Titel und repräsentieren weiterhin, wenn auch in abgespeckter Form, die britische Krone? Oder wagen sie den harten Schnitt? Sicher ist nur: Egal, welche Wahl sie treffen, es wird wieder Kritik auf sie niederprasseln.