Heute gibts wieder mal einen Real-Life-Krimi. Falls Ihnen das langsam auf die Nerven geht: Übernächste Woche läuft wieder ein «Tatort» und diese Tschui-schreibt-worauf-sie-Lust-hat-Eskapaden sind vorerst vorbei. Schön für «Tatort»-Fans, schade für mich.
Aber nun zum zweiten Akt der Amber-Heard-und-Johnny-Depp-Farce. Zunächst was bisher geschah: Johnny Depp verklagte seine Ex-Frau Amber Heard auf Ehrverletzung, weil sie sich in einem Artikel als Überlebende häuslicher Gewalt bezeichnet hatte. Der Prozess wurde öffentlich ausgestrahlt, Heard auf Social Media lächerlich gemacht, ihm wurde recht gegeben, Depps Fans jubelten, sie ist finanziell ruiniert.
Werden Depps Fans ihm zum Verhängnis?
Wenn nur die Depp-Fans nicht gewesen wären. Die haben Tausende von Dollar gesammelt, um die Veröffentlichung bislang geheimer Gerichtsakten zu erwirken, die am Prozess nicht zugelassen waren – mit der Absicht, Heard weiterhin lächerlich zu machen. Nur rücken die Dokumente stattdessen Depp in ein schlechtes Licht: Depps Assistent bestätigt in Textnachrichten, dass ein zugedröhnter Depp Heard in einem Flugzeug misshandelt hat – und Depp selber entschuldigt sich in weiteren Textnachrichten bei Heard selbst.
Heard geht nach dem Prozess in Berufung. Es wird also ziemlich sicher einen dritten Akt im Drama geben. Was aber jetzt schon klar ist: Die Vorverurteilung von Heard – ob sie nun auch gelogen hat oder nicht, ob sie nun sympathisch rüberkommt oder nicht – war falsch. Und Hexenverbrennungen finden in unserer frauenfeindlichen Gesellschaft immer noch statt. Statt auf dem Scheiterhaufen einfach auf Social Media.