Strenge Auflagen für Hochstaplerin
Fake-Erbin Anna Sorokin kommt aus Abschiebeknast frei

Anna Sorokin darf das Abschiebegefängnis, in dem sie seit März 2021 sitzt, vorerst verlassen. Die Hochstaplerin muss sich jedoch an strenge Auflagen halten.
Publiziert: 06.10.2022 um 09:20 Uhr
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Anna Sorokin soll auf Kaution aus ihrer Abschiebehaft kommen.
Foto: AP

Überraschende Entwicklung im Fall der Fake-Millionenerbin Anna Sorokin (31): Ein Richter hat plötzlich ihrem Antrag stattgegeben, gegen Kaution aus dem Gefängnis in Goshen (Bundesstaat New York) in den Hausarrest entlassen zu werden, wie mehrere Medien berichten. Schon heute Donnerstag soll sie freikommen.

Die vor allem durch die Netflix-Serie «Inventing Anna» bekanntgewordene Deutsch-Russin Anna Sorokin erschwindelte sich in den USA als vermeintlich reiche Erbin «Anna Delvey» ein Luxusleben. 2019 wurde sie wegen Betrugs verurteilt. Nach insgesamt 20 Monaten Haft kam sie frei – landete kurz darauf aber wieder im Gefängnis, weil ihr Visum abgelaufen war. Seit März sitzt sie im Knast der Einwanderungsbehörde ICE und kämpft gegen die Abschiebung nach Deutschland.

An diese Auflagen muss sich Anna Sorokin halten

Richter Charley Conroy entschied nun, dass Sorokin nicht nur 10'000 Dollar an Kaution stellen muss, sondern auch «24 Stunden am Tag bis zum Ende des Immigrations-Prozesses» ihre private Bleibe nicht verlassen darf und elektronisch überwacht wird. Ebenso schwerwiegend für Sorokin dürfte die Social-Media-Auflage des Richters sein: Die Betrügerin hat ein absolutes Verbot, soziale Medien zu nutzen. Allein auf Instagram hat Sorokin über eine Million Abonnenten, mit denen sie auch aus dem Gefängnis kommuniziert hatte.

Nach dem Entscheid sagte ihr Anwalt Duncan Lewin: «Wir sind sehr glücklich über die Entscheidung der Freilassung. Der Richter hat richtig erkannt, dass Anna keine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Es gibt noch einige Auflagen, die wir erfüllen müssen. Doch Anna freut sich sehr, dass sie rauskommt und sich auf ihre juristischen Aufgaben konzentrieren kann.»

Sorokin will unter anderem nachträglich Berufung gegen das Urteil eines New Yorker Gerichts einlegen, durch das sie 2019 wegen schweren Diebstahls zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Nur dann wäre es ihr laut Justiz-Experten auch möglich, eine Abschiebung zu verhindern.

Die Geschichte der Fake-Millionenerbin

Anna Sorokin wurde am 23. Januar 1991 im Moskauer Arbeiter-Vorort Domodedowo geboren. Ihr Vater arbeitete als LKW-Fahrer, ihrer Mutter gehörte ein kleiner Gemischtwarenladen. Als sie 16 Jahre alt war, siedelte die Familie nach Eschweiler bei Köln um. Dort hielt es Sorokin nur ein Jahr aus und ging mit 17 Jahren für ein Praktikum nach Paris. Dort fand sie Geschmack an Luxusklamotten und dem Jetset-Lifestyle.

2013 reiste sie als Touristin nach New York und gaukelte dort der Big Apple High Society vor, die in Deutschland geborene Millionenerbin Anna Delvey zu sein. So konnte sie, ohne zahlen zu müssen, in New Yorker Edelhotels übernachten. Reiche Freunde zahlten ihr dazu Reisen mit dem Privatjet. Insgesamt betrog sie Hotels, Banken und Freunde um 275'000 Dollar.

Dank der «Netflix»-Zahlungen für die Rechte an ihrer Geschichte konnte Sorokin die Schadenssumme inzwischen zurückzahlen und hat sogar hinter Gittern durch «ehrliche Arbeit» Extra-Geld verdient – indem sie ihre eigene Kunst und NFTs an ihre Fangemeinde verscherbelte. (cth/bsn)


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