Neue Recherche-Doku zu Rammstein
Frauen sprechen ausführlich über Begegnungen mit Till Lindemann

In einer neuen TV-Doku sprechen Frauen aus dem Umfeld von Rammstein über ihre Begegnungen mit Frontsänger Till Lindemann. Sie erzählen von einem System, mit dem junge Frauen offenbar systematisch für Partys und Sex rekrutiert worden sein sollen.
Publiziert: 22.03.2024 um 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2024 um 13:11 Uhr
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Die Ermittlungen gegen Till Lindemann wurden von der Staatsanwaltschaft Berlin eingestellt.
Foto: AFP
Evelyne Rollason

Fast zehn Monate nach den ersten Berichten über die Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann (61) rollt eine neue Recherche-Doku den Fall noch einmal auf. «NDR» hat mehrere Frauen über Monate hinweg begleitet, die im Sommer 2023 erstmals von mutmasslichen Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch des Leadsängers der deutschen Band erzählten.

In «Rammstein – Die Reihe Null» zeigen die mutmasslichen Opfer Handyaufnahmen von hinter der Bühne und erzählen emotional, wie sie das Zusammentreffen mit Lindemann erlebten. Auch Textnachrichten der selbst ernannten «Casting-Direktorin» Alena Makeeva, die für Lindemann systematisch junge Frauen für Partys und Sex gecastet haben soll, veröffentlichen die Frauen.

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Anna Yakina: «Für mich ist es wie Frauenhandel»

Von den zwanzig interviewten Frauen wollen nur zwei vor die Kamera stehen. Eine davon ist Anna Yakina, eine russische Musikmanagerin, die für Rammstein Backstage gearbeitet hat und mit Lindemanns Soloprojekt tourte. Jeder habe wissen und sehen können, wie Abend für Abend junge Frauen für Lindemann herangeschafft worden seien, so Yakina. Sie vergleicht die Situation mit einer Sekte: «Dem Sekten-Guru wird alles geglaubt und seinen Anweisungen gefolgt. Für mich ist es wie Frauenhandel.»

Auch Frauen, die selber «gecastet» worden seien und Till Lindemann in diesem Zusammenhang trafen, kommen zu Wort: Die Brasilianerin Monique T. erinnert sich an eine Aftershowparty in Rotterdam mit Lindemann und zeigt ein Selfie von sich mit ihrem Idol, das anfangs noch ganz freundlich gewesen sei und sie auf einen Drink einlud. Dann sei die Stimmung aber gekippt: «Er stand auf, steckte den Kopf durch die Tür und brüllte den Flur runter: Bringt die Frauen, bringt mehr Frauen, bringt die Frauen.» Als keine weiteren Frauen gebracht wurden, sei er erbost zurückgekommen, schildert Monique T.

Shelby Lynn zeigt Backstage-Videomaterial

Cynthia A. erzählt, sie wurde für einen einmaligen Auftritt als Tänzerin auf der Bühne gecastet. Vor der Show hätte Till Lindemann hinter der Bühne Sex mit ihr gehabt, erzählt sie. «Aber ich wollte eben auch nicht sagen, dass es wehtut, weil es war eben Till Lindemann», sagt sie. Cynthia A. habe nicht ausdrücklich Nein gesagt.

Sie hätte danach stark geblutet. Er soll zu ihr gesagt haben: «Danke, jetzt geht es mir besser». Danach tanzte sie in Unterwäsche neben Lindemann auf der Bühne, wie ein Video vom Konzert zeigt.

Der Fall Till Lindemann

Rammstein-Frontmann Till Lindemann (61) steht im Verdacht, mithilfe von Mitarbeitenden junge Frauen für sexuelle Dienste rekrutiert zu haben. Öffentlich wurde dies, als eine Konzertbesucherin von ihren Erfahrungen in der sogenannten Row Zero berichtete: Systematisch sollen Frauen eingeladen werden, Rammstein-Konzerte vor der Bühne zu erleben und mit der Band zu feiern. Immer wieder soll es dabei zu Machtmissbrauch für sexuelle Gefälligkeiten seitens Lindemann gekommen sein. Die Band bestritt die Vorwürfe mehrfach. Nachdem die Staatsanwaltschaft Berlin zunächst Ermittlungen gegen Till Lindemann aufgenommen hatte, konnten die Vorwürfe der Frauen nicht gestützt werden. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Rammstein-Frontmann Till Lindemann (61) steht im Verdacht, mithilfe von Mitarbeitenden junge Frauen für sexuelle Dienste rekrutiert zu haben. Öffentlich wurde dies, als eine Konzertbesucherin von ihren Erfahrungen in der sogenannten Row Zero berichtete: Systematisch sollen Frauen eingeladen werden, Rammstein-Konzerte vor der Bühne zu erleben und mit der Band zu feiern. Immer wieder soll es dabei zu Machtmissbrauch für sexuelle Gefälligkeiten seitens Lindemann gekommen sein. Die Band bestritt die Vorwürfe mehrfach. Nachdem die Staatsanwaltschaft Berlin zunächst Ermittlungen gegen Till Lindemann aufgenommen hatte, konnten die Vorwürfe der Frauen nicht gestützt werden. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Den Fall an die Öffentlichkeit gebracht hatte im August 2023 die 25-jährige Shelby Lynn. Nach einem Rammstein-Konzert im litauischen Vilnius sei sie für Sex mit Lindemann rekrutiert worden. In der Doku spricht die Nordirin jetzt so offen wie noch nie über ihre Erlebnisse und zeigt Handyaufnahmen vom verhängnisvollen Konzert.

Bis heute wehrt sich Lindemann juristisch gegen die Aussagen von Shelby Lynn und klagte im Gegenzug gegen sie und weitere Frauen, sowie gegen Medienberichte. Lindemanns Anwalt betont in der Doku erneut, dass alle sexuellen Handlungen am Rande von Konzerten stets einvernehmlich gewesen seien. Der Anwalt hält gegenüber dem NDR auch fest, dass die Frauen nicht in ihrer Willensbildung beeinträchtigt gewesen seien. Die Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen nach zwei Monaten wieder ein. Till Lindemann konnten keine strafrechtlich relevanten Handlungen nachgewiesen werden.

Im Mai geht Rammstein auf Europa-Tournee. Die meisten Konzerte sind ausverkauft.

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