An dieser Band kommt momentan niemand vorbei: Spätestens seit sie im Mai 2021 den Eurovision Song Contest in Rotterdam (Niederlande) gewonnen haben, geht die Karriere der italienischen Rockband Måneskin steil bergauf. Mittlerweile sind sie der meistgestreamte Act Italiens, sie führten sogar die weltweite Hitparade an. Kein Wunder also, liess man sich bei der Präsentation der neuen Single «Mammamia» nicht Lumpen.
In insgesamt 17 Städten quer über den Erdball verteilt, darunter New York, Rom, London und Zürich gab es sogenannte Listening-Partys der neuen Single. Zu sehen bekamen die Zuschauer allerdings die Show aus Berlin, wo die Band selbst auf der Bühne stand. Um grössere Fan-Aufläufe zu verhindern, wurde der Veranstaltungsort bis wenige Stunden vor dem Event geheimgehalten, per SMS wurden die Zuschauer über den Ort, das Kreuzberger Tanzlokal SO36 in dem auch schon David Bowie (1947–2016) und Iggy Pop (74) zu Gast waren, informiert. Schnell bildete sich eine Schlange, die bis in die nächste Strasse reichte. Die eingefleischten, jungen Fans, viele darunter in Leder gekleidet, wollten sich die besten Plätze sichern.
«Ich schwöre, ich bin nicht besoffen und nehme auch keine Drogen»
Und auch wenn die italienischen Glam-Rocker mit fast 40 Minuten Verspätung kurz nach 21.30 Uhr auf die Bühne traten, nahmen die Fans ihnen das nicht übel. Mit «I wanna be your Slave» starteten sie die Show, darauf folgte der ESC-Gewinneritel «Zitti e buoni». Er sei nicht der grösste Redenhalter, meinte Frontmann Damiano David (22) zu den Fans und witzelte immer wieder, er könne die neue Single aufgrund technischer Probleme nicht spielen.
Als dritter Song stand schliesslich die langersehnte neue Produktion auf dem Programm. «Mammamia» schliesst am gewohnten Stil der Italiener an, im Text machen sie sich aber über das Gerede über ihre Gruppe lustig. Darunter auch über den Vorwurf, Damiano David habe während des ESC-Finals gekokst. «Sie wollen mich verhaften, aber ich hatte nur Spass. Ich schwöre ich bin nicht besoffen und nehme auch keine Drogen», singt er in Anlehnung daran. «Sie fragen mich: ‹Warum so heiss?› Weil ich Italiener bin!» Das Lied kommt so gut an, dass die Band den Song gleich ein zweites Mal anspielt.
Fans feiern sie – auch wenn sie nur vier Lieder spielten
«Wir wurden beschuldigt, wilde Kerle zu sein, Drogenmänner – aber das ist alles natürlich. Die Leute werden immer darüber reden, wie wir uns auf der Bühne verhalten», sagt David. «Ich hoffe, die Leute werden die Ironie des Songs verstehen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie es tun. Aber wir können damit umgehen.»
Dann die Überraschung für alle: Måneskin verabschieden sich. «Wir sehen uns auf unserer Tour», meint der Frontmann. Die Lichter gehen an. Vier Lieder haben die Italiener gesungen, die Anwesenden blicken sich irritiert an. So ein grosser Aufwand mit Livestreams um den ganzen Erdball für vier Lieder? Anscheinend ja. «Wie läuft das hier nun ab? Wie lange dauert die Pause, bis sie wieder kommen?», fragt eine junge Frau. Doch sie kommen nicht mehr. Ausgerechnet der grösste Hit von Måneskin, «Beggin», kracht darauf nur noch aus der Konserve aus den Boxen.
Tour führt Måneskin 2022 nach Zürich
Trotzdem: Måneskin-Fans sind mit Leidenschaft dabei. Nach dem Gig versammeln sich die meisten vor dem Gebäude, um auf ihre Idole zu warten. Ob sie noch gekommen sind? Unklar. Sicher ist: Bei der innert Minuten ausverkauften Europa-Tournee, die die Italiener am 24. Februar 2022 auch nach Zürich führt, werden sie ihre Lieblinge spätestens wiedersehen. Und dann hoffentlich für länger als nur für vier Lieder.